Zwei Highlights des diesjährigen Filmfestivals in Cannes stehen bereits fest: Kevin Costner („Yellowstone“) wird seine auf vier Teile angelegte Western-Saga „Horizon: An American Saga“ präsentieren – Costner ist Regisseur, Produzent, Co-Autor und Hauptdarsteller in Personalunion. Das zweite Blockbuster-Event an der Croisette ist „Furiosa: A Mad Max Saga“ von George Miller mit Anya Taylor-Joy und Chris Hemsworth– beide Filme sorgen außer Konkurrenz für Staraufgebot. Im Wettbewerb zu sehen sind neue Filme von alten Regielegenden wie Paul Schrader (77, „Oh, Canada“ mit Richard Gere und Uma Thurman), David Cronenberg (81, „The Shrouds“ mit Vincent Cassel und Diane Kruger), sowie „Megalopolis“ mit Adam Driver und Forest Whitaker von Francis Ford Coppola (85).

Eröffnungsfilm ist „Der zweite Akt“ vom genialen Film- und Musikwunderwuzzi Quentin Dupieux mit Léa Seydoux und Vincent Lindon. Mit großer Spannung erwartet wird der Horrorfilm „The Substance“ von Coralie Fargeat mit Demi Moore, sowie „The Apprentice“ des iranischen Regisseurs Ali Abbasi mit Sebastian Stan als junger Donald Trump (!). Payal Kapadia ist mit ihrem Drama „All We Imagine as Light“ die erste indische Regisseurin mit einem Film im Wettbewerb von Cannes, Stammgast hingegen ist Giorgos Lanthimos, heuer hier mit „Kinds of Kindness“ u.a. mit Emma Stone. In „Marcello Mio“ von Christophe Honoré spielt Chiara Mastroianni ihren Vater Marcello Mastroianni, ihre Mutter Catherine Deneuve ist ebenfalls an Bord. Andrea Arnold zeigt ihren neuen Film „Bird“ mit Barry Keoghan und Franz Rogowski, sie ist das Vorbild der französische Regisseurin Agathe Riedinger, mit „Diamant brut“ ebenfalls im Wettbewerb. Der iranische Filmemacher Mohammad Rasulofm, zu Gast mit „The Seed of the Sacred Fig“, wurde vorab Anfang im Mai im Iran zu einer langjährigen Haftstrafe verurteilt. Österreich ist heuer durch Mo Harawe vertreten, sein Film „The Village Next to Paradise“ läuft in der Schiene „Un Certain Regard“.

Greta Gerwig
Greta Gerwig © IMAGO/ Behar

Revolution am Red Carpet?

Auch wenn mit vier Filmen von Regisseurinnen von insgesamt 22 Filmen im Wettbewerb im Jahr 2024 von tatsächlicher Gleichberechtigung im notorisch kulturkonservativen Cannes keine Rede sein kann, findet die Revolution – vielleicht - trotzdem statt: Die Jury wird heuer von Greta Gerwig geleitet, deren knallpinker Blockbuster „Barbie“ voriges Jahr ein Einspielergebnis von 1,36 Millionen Dollar erreichte. Jurymitglieder sind u.a. die indigene US-Schauspielerin Lily Gladstone („Killers of the Flower Moon“), die französische Schauspielerin Eva Green („Casino Royal“), die libanesische Regisseurin und Drehbuchautorin Nadine Labaki („Caramel“), die türkische Drehbuchautorin Ebru Ceylan („Winterschlaf“) sowie die Schauspieler Pierfrancesco Favino („Il Traditore“) und der französische Publikumsliebling Omar Sy („Lupin“). Mit Meryl Streep (Preis für’s Lebenswerk) und Faye Dunaway, sie ist mit der Doku „Faye“ in den „Cannes Classics“ zu Gast, werden weiters zwei echte Filmikonen vor Ort sein.

Judith Godrèche
Judith Godrèche © AP/Joly

Die französische Schauspielerin Judith Godrèche wurde in den letzten Monaten durch ihre autobiographische Comedy-Serie „Icon of French Cinema“ (zu streamen auf arte.tv, große Empfehlung) zur Ikone der französischen #metoo-Bewegung. Die frühere Allgegenwärtigkeit von übergriffigem Verhalten bekannter Regisseure ihrer Hauptdarstellerinnen gegenüber sorgte landesweit für einen Aufschrei, viele Betroffene meldeten sich bei Godrèche, die nun in Cannes mit dem Kurzfilm „Moi Aussi“ erneut sexualisierte Gewalt thematisiert. „Maria“ von Jessica Palud wiederum rückt die Missbrauchserfahrungen der jungen Schauspielerin Maria Schneider (Anamaria Vartolomei) am Set von „Der letzte Tango in Paris“ mit Marlon Brando (Matt Dillon) in den Fokus.

Ein Kollektiv von freischaffenden Filmfestivalmitarbeitern rief letzte Woche zum Streik auf – die Bezahlung sowie die Arbeitslosengeld-Vorschriften würden ein finanzielles Auskommen unmöglich machen. In einem für Aufsehen sorgenden Schritt wurde weiters angedroht, dass ab Beginn des Festivals täglich Informationen über #metoo-Täter, darunter Schauspieler, Regisseure und Produzenten, veröffentlicht werden, was davon wirklich stattfindet, wird sich zeigen.

Das große Schaulaufen auf dem roten Teppich