Der Generalsekretär des Musikvereins Michael Nemeth betont: „Wir brauchen Künstler, die Begeisterung schaffen.“ In der Saison 2024/25 sollen unter anderem Riccardo Muti, Christina Pluhar, Rolando Villazón, Igor Levit, Thomas Quasthoff, Oksana Lyniv, Philippe Jaroussky, Rudolf Buchbinder, Elina Garanča, András Schiff, Adam Fischer, Maddalena del Gobbo und Tugan Sokhiev Begeisterung erzeugen. Man könnte diese Aufzählung lange weiterführen, aber wie immer gilt: Das Ganze ist mehr als die Summe seiner Teile. Die 210. Saison des Musikvereins ist mit Stars gespickt, und doch ist es nicht nur die musikalische Exzellenz, die zu seinen Markenzeichen gehören. Es ist etwa auch die Jugendarbeit, die Familien- und Jugendkonzerte, Workshops, das „Probehören“ usw., all das, was man nun unter der neuen Dachmarke „musikverein youth“ zusammenführt. Dass der Musikverein verstaubt und vertrocknet ist, ist ohnehin eine Ferndiagnose, die wenig mit der Realität zu tun hat. Offenbar spricht sich das auch im Netz herum: Immerhin 43.000 Followerinnen und Follower hat man auf TikTok.
Das Jugendlichste in der nächsten Saison ist aber wie üblich die Musik. Die Saison rankt sich lose um die Jahreszeiten. Das dreitägige Haydnfest unter der Ägide der Haydn-Koryphäe Adam Fischer bringt nicht nur eine Fülle von Symphonien, sondern auch das Oratorium „Die Jahreszeiten“. In den „Philharmonischen Soireen“, die auf 18 Uhr vorverlegt werden und künftig unter „Klassik um 6“ firmieren, gibt es Vivaldis „Jahreszeiten“, das Janoska Ensemble bringt darüber hinaus den unverwüstlichen Klassiker in Gypsy-Form, Sir András Schiff und das Orchestra of the Age of Enlightenment bringen unter anderem Mendelssohns „Sommernachtstraum“ mit, Oksana Lyniv dirigiert Verdis „Jahreszeiten“-Ballett aus der „Sizilianischen Vesper“ und und und.
Raritäten und Kanonisiertes
Die berühmt-berüchtigte „Genesis-Suite“ (unter anderem von Arnold Schönberg und Darius Milhaud komponiert), Mahlers „Titan“, Debussys „La Mer“, Elgars „Enigma-Varationen“, Meisterwerke stehen neben den raren Kostbarkeiten. Dass die Wiener Philharmoniker unter Riccardo Muti (4. Schubert, 7. Bruckner) und Elina Garanča für einen Liederabend vorbeischauen, dass die Paganini-Variationen von Rachmaninoff von Klavier-Weltmeister Daniil Trifonov gespielt werden, dass ein anderer Klavier-Weltmeister, nämlich Rudolf Buchbinder, ebenso wie Klavier-Weltmeister Nr. 3 Igor Levit einen Soloabend gibt – im Stefaniensaal wurde die Weltklasse zum Normalfall.
Für die Grazer Philharmoniker bleibt der Musikverein die Konzertheimat. Dirigiert von Vassilis Christopoulos, Emmanuel Tjeknavorian, Sebstian Weigle und Kristiina Poska spielen sie fünf Doppelkonzerte.
Generalsekretär Michael Nemeth möchte gegen den Trend auf Abonnements setzen: „Während Corona haben einige Veranstalter ihre Aboreihen aufgegeben, die sind danach nicht mehr zurückgekommen.“ Die Musikvereinsbesucher, seien es Abonnenten oder Leute, die Einzelkarten kaufen, kehren jedenfalls zurück. Nächstes Jahr hat man mit ca. 40.000 Karten so viele angelegt wie nie zuvor. Aber der Erfolg basiert auf Arbeit, immerhin erwirtschaftet man immer noch 80 Prozent des Budgets selbst. Man kämpfe, so Nemeth, natürlich mit der Inflation, aber man könne „nicht alle Kostensteigerungen unseren Kunden umhängen.“
Viel Wien
Die Metropole Wien glänzt nicht nur beim Gastspiel der Philharmoniker auch in Graz. Patrick Hahn dirigiert die Wiener Symphoniker, die Wiener Sängerknaben schauen ebenso vorbei wie das Opernstudio der Staatsoper. Und das Konzert des Ensemble Wien (bestehend aus vier Wiener Philharmonikern) könnte man als Anspielung aufs Neujahrskonzert interpretieren: Man spielt Musik von Zeitgenossinnen von Johann Strauß, namentlich Constanze Geiger (1835-90) und Josephine Weinlich (1848-87). Vielleicht tut sich auch beim Neujahrskonzert bald Ähnliches.