Ob er den einsam sei, fragt ein Kind bei einer Liveschaltung zum tschechischen Kosmonauten Jakub Procházka (Adam Sandler). Dieser lächelt erst belustigt, dann gequält. Auf seiner mehrmonatigen Forschungsreise zu der galaktischen Chopra-Wolke sei er doch stets mit der Kommandozentrale in Kontakt. Seine Aufgabe sei auch sehr wichtig. Und außerdem spreche er regelmäßig mit seiner auf der Erde zurückgebliebenen schwangeren Partnerin Lenka (Carey Mulligan).
Letzteres stimmt jedoch nur bedingt. Lenka hat beschlossen, nachdem Jakub die Einsamkeit im All stets ihrer Gesellschaft vorzuziehen scheint, diesen zu verlassen. Die Kommandozentrale unter Leiterin Zdena (Isabella Rossellini) und dem Angestellten Peter (Kunal Nayyar) beschließt, Jakub erst einmal nicht zu erklären, mit Hanuš, warum er seine Frau nicht mehr erreicht. Er muss sich auf seine Mission konzentrieren.
Doch einsam bleibt Jakub trotzdem nicht. Ein uraltes, spinnenartiges Wesen (Paul Dano) hat sich in seinem Raumschiff breitgemacht. Es will die Menschheit, in diesem Fall Jakub, genauer erforschen. Aus der Zwangsgemeinschaft wie Jakub das Wesen nennt, wird bald Freundschaft. Und mittels dessen telepathischer Fähigkeiten und Neugier begibt sich Jakub bald auf eine tiefe Gewissenserforschung, warum er sich lieber allein Weltall aufhält, als bei Frau und ungeborenen Kind zu sein.
Basierend auf dem Roman des tschechisch-stämmigen US-Autor Jaroslav Kalfař, entfaltet sich unter der Regie des Schweden Johan Renck ein aus der Zeit gefallenes, oft Anleihen an die alten Klassiker nehmendes Science-Fiction Drama. Wandelnd zwischen den Geschehnissen auf seiner Station, Lenkas Leben auf der Erde, sowie Rückblenden auf ihre gemeinsame Vergangenheit entfalten sich Reflexionen von jugendlichen Traumata sowie den Bedürfnissen des Menschen als Herdentier.
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Renck, der sich als Regisseur der Serie „Chernobyl“ verdient gemacht hat, packt das alles auch in träumerische Bilder, überzeichnete Farben und eine altmodische kernige Auflösung. Die Welt, durch die sich die Figuren bewegen, ist eine anachronistisch zusammengewürfelte Ausstattung aus modernen Errungenschaften und historischer Sowjettechnik. Allein die Geschichte mag vielleicht etwas simpel gehalten sein, und gibt nicht die Komplexität eines „Solaris“ oder eines „2001: Odyssee im Weltraum“ her. Denn im Endeffekt geht es nicht um eine Annäherung an die großen existenziellen Fragen, sondern um die alte Leier, dass ein Mann endlich lernen muss Verantwortung zu übernehmen.
Doch auch wenn der Film auf emotionalen Kitsch und ein haariges Wesen mit Knuffaugen setzt, den neugierigen, Nutella liebenden Hanuš schließt man schnell ins Herz. Und Adam Sandler beweist abermals, was für ein talentierter Schauspieler er ist, wenn er das richtige Material bekommt.
Bewertung: ●●●○○
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Susanne Gottlieb