Der Dokufilm „Dahomey“ von der in Frankreich geborenen Regisseurin Mati Diop hat den Goldenen Bären der Berlinale gewonnen. Das gaben die Filmfestspiele Samstagabend in Berlin bekannt. Die melancholische Komödie „A Traveler’s Needs“ des südkoreanischen Regisseurs Hong Sang-soo ist mit dem Großen Preis der Jury ausgezeichnet worden.

Mati Diop, die Filmemacherin mit senegalesischen Wurzeln, setzt sich in „Dahomey“ mit der Rückgabe von aus Afrika geraubten Kunstschätzen auseinander. Diop begleitet 26 Statuen auf der Reise aus Frankreich in ihr Ursprungsland, dem heutigen Benin. Der experimentelle Dokufilm fesselt mit poetischen Passagen – zum Beispiel spricht mehrmals einer der Kunstraubschätze aus dem Off. Bei ihrer Dankesrede gab sich die 41-Jährige kämpferisch: „Wir gehören zu denen, die nicht vergessen wollen. Ich stehe in Solidarität zu meinem senegalesischem Volk.“

Die Schauspiel-Preise

Der Große Preis der Jury ging in diesem Jahr nach Südkorea. Die Jury zeichnete das skurrile Kammerspiel „Yeohaengjaui pilyo“ („A Traveler“s Needs„) des südkoreanischen Regie-Veteranen Hong Sangsoo mit Isabelle Huppert in der Hauptrolle aus. Der rumänisch-US-amerikanische Schauspieler Sebastian Stan nahm den Silbernen Bären für die beste schauspielerische Leistung in einer Hauptrolle entgegen. Er spielt in der Tragikomödie „A Different Man“ einen Mann mit einem deformierten Gesicht. Nach einem Experiment verwandelt er sich in einen äußerlich attraktiven Mann. Anders als erwartet, bringt ihm das kein Glück.

Der Preis für die beste Nebenrolle ging an die Britin Emily Watson in dem irisch-belgischen Drama „Small Things Like These“. Den Preis der Jury gewann die Science-Fiction-Parodie „L“Empire„. Der Dominikaner Nelson Carlos De Los Santos Arias bekam für den Experimentalfilm “Pepe„ über ein totes Nilpferd in Kolumbien den Silbernen Bär für die beste Regie zugesprochen.

Silberner Bär an Martin Gschlacht

Martin Gschlacht hat am Samstag auf der 74. Berlinale den Silbernen Bären in der Kategorie „herausragende künstlerische Leistung“ gewonnen. Der Wiener bekam die Auszeichnung für seine Kameraarbeit für den österreichischen Film „Des Teufels Bad“ zugesprochen.

Mit Soap&Skin-Star Anja Plaschg in der Hauptrolle zeichnet „Des Teufels Bad“ ein Bild des ruralen Oberösterreichs um 1750 anhand des Schicksals einer Frau, die in diesem archaischen Leben gefangen ist. Gschlacht, der das österreichische Kino in den vergangenen beiden Jahrzehnten entscheidend mitgeprägte, hat das Geschehen altmeisterlich gefilmt. Mit der Lichtsetzung spielt er immer wieder auf die flämischen Meister an.

„Ehrfürchtig, überrascht und dankbar habe ich von dieser Auszeichnung bei der Berlinale erfahren“, sagte Gschlacht in einer ersten Reaktion auf den Bären-Gewinn. Er müsse den Preis mit seinen „wichtigsten Verbündeten“ teilen, betonte der 1969 geborene Wiener: „Anja Plaschg hat mich mit ihrer grandiosen Darstellung der Agnes verblüfft und berührt, wie ich es selten zuvor im Sucher meiner Kamera erleben durfte.“ Die visuelle Umsetzung resultiere aus einer „langjährig gewachsenen Zusammenarbeit“ mit Franz und Fiala, so der Kameramann, die „mir immer schon vollstes Vertrauen und Mut gegeben haben, die technischen und kreativen Grenzen bis ans Limit auszuloten“.

„Große Freude“ herrschte beim Regie-Duo Veronika Franz und Severin Fiala: „Martins Bilder sind nie Selbstzweck, er macht sie nie nur, weil sie schön oder spektakulär sind, er will immer, dass sie dazu dienen, die Geschichte des Filmes zu erzählen“, betonten die Filmemacher in einer Aussendung. In Österreichs Kinos startet „Des Teufels Bad“ am 8. März.

Ein weiterer rot-weiß-roter Erfolg: „Favoriten“ von Ruth Beckermann wurde bei den Filmfestspielen von einer unabhängigen Jury mit dem Friedenspreis ausgezeichnet. Dieser prämiert jährlich Filme, die durch eine eindringliche Friedensbotschaft und ästhetische Umsetzung des Themas überzeugen. Der Friedensfilmpreis ist mit 5.000 Euro dotiert. „Favoriten“ eröffnet zudem am 5. April die Diagonale in Graz.