Ich mag die Filme von Quentin Tarantino nicht sonderlich. Zu viel Brutalität, die nur einen Zweck hat: Brutalität. Aber davon abgesehen ist dieser Film-Freak genial. Amazing Améziane (der Name klingt nach Tarantino, ist aber der Künstlername des französischen Comic-Künstlers Améziane Hammouche) hat mit der schlicht „Quentin Tarantino“ betitelten Graphic Novel ein Werk geschaffen, das so unterhaltsam wie ein Film des Meisters selbst ist. Sie merken schon, meine anfängliche Kritik ist nicht ganz konsistent, was aber vor allem an Améziane liegt.
Der französische Comickünstler betritt mit uns eine Bar, in der Quentin hinter der Theke steht und uns eine Flasche Whisky anbietet, in der eine Schlange lebt: „Ich sage Ihnen, dass man diesen Alkohol direkt aus der Flasche trinkt.“ Und weil Tarantino so überzeugend ist, stellen wir uns der Angst. Weil wir uns getraut haben, einen Schluck zu machen, lieben wir diesen Typ hinter der Theke. Der US-Filmemacher sagte angeblich schon als Kind „Bullshit“, wächst ohne Vater auf, schmeißt schon bald die Schule, jobbt in einem Porno-Kino und verbringt seine restliche Zeit in der Videothek „Video Archives“: Als der Laden später pleite macht, kauft er alle 9000 VHS-Kassetten auf.
Er liebt Filme
Tarantino ist ein Typ, der Filme liebt und alles über sie weiß. Und er kann sehr, sehr gut schreiben. Mit seinem ersten Drehbuch „True Romance“ setzt er eine Kaskade an Beziehungen in Gang. Mit „Reservoir Dogs“, seiner ersten Regiearbeit, landete er gleich einen großen Erfolg. Obwohl Tarantino (noch) kein Geld hat (bei den Treffen mit Hauptdarsteller Harvey Keitel schlägt er sich immer den Bauch voll), gelingt „Reservoir Dogs“. Und schon bei diesem Film geht es ihm um alle möglichen Details. Den Song „Stuck in the middle with you“ wollte er unbedingt und bekam ihn schlussendlich für nur 30.000 Dollar: „. . . und wenn ich die übrigen Musikstücke selbst pfeifen muss.“
Amazing Ameziane hat eine Graphic Novel auf den Tisch gelegt, die nicht nur den Geist Tarantinos verständlich macht, sondern auch eine Hommage an das Kino selbst ist. Erzählstrecken im Stile eines Zeitungsstrips wechseln sich mit Filmplakaten ab, manche Seiten machen auf Cinemascope, andere wiederum versprühen den Geist einer Bubblegum-Werbung. Kurzweilig, faktenreich und gar nicht so brutal wie die Filme von QT selbst.
Eines noch: Nicht ausgespart wird der Fall des mittlerweile verurteilten Sexualstraftäters Harvey Weinstein, dessen Filmfirma Miramax fast alle Tarantino-Filme produziert hatte. Améziane lässt Tarantino sagen: „Das Schweigen war teuer bezahlt. Und wenn man sprach, musste man noch teurer bezahlen.“