Es gibt liebe, nette Filme, die gleichzeitig auch sehr gut sind. Alexander Payne ist mit der Tragikomödie „The Holdovers“ so ein zeitlos-angenehmer Film gelungen – noch dazu ein Weihnachtsfilm.
Winter 1970 an einem Elite-Internat in Neuengland: Paul, der grantige Lehrer für antike Geschichte mit seinem schielenden Auge, muss über die Weihnachtsferien den eigenwilligen Schüler Angus beaufsichtigen, weil er nicht nach Hause fahren darf. Seine Mutter vergnügt sich lieber mit dem Stiefvater. Was mit Angus’ echtem Vater passiert ist, will er nicht sagen. Das ungleiche Internats-Duo kriegt sich in die Haare, erkennt dann aber die Gemeinsamkeiten als einsame Außenseiter. Zwei Sonderlinge allein zu Haus; unterstützt von der afroamerikanischen Chefköchin Mary, die kurz zuvor ihren Sohn im Vietnam-Krieg verloren hat. Zusammen mit ihr brechen sie aus der Schul-Isolation aus und lernen einige Lektionen über das Leben und sich selbst.
Berührend, aber nicht kitschig inszeniert der 62-jährige Regisseur von „About Schmidt“ und „Nebraska“ seine Geschichte sanft und stimmungsvoll. Das Trio wird großartig gespielt von Paul Giamatti, Dominic Sessa und Da‘Vine Joy Randolph. Dafür gab’s, nach zwei Golden-Globe-Schauspielpreisen für Giamatti und Randolph, diese Woche insgesamt fünf Oscar-Nominierungen für den Film. Ein ruhiger, sensibler, aber nicht schwerfälliger Film, der sich schon jetzt wie ein Klassiker anfühlt. Einer, den man sich auch in 20 Jahren noch mit Freude anschauen wird – nicht nur zu Weihnachten. ●●●●○
Oscars
Marian Wilhelm