Wer heute Balenciaga hört, der denkt meist an mit Superstars gefüllte Front-Rows bei den Fashionweeks und enorme Beliebtheitswerte bei der Generation Z. Sofern man es nicht gerade wie im Vorjahr mit einer Werbekampagne versemmelt, in der Kinder mit Teddybärtaschen im Fetischlook zu sehen waren. Was Cristóbal Balenciaga (1895-1972) wohl dazu gesagt hätte? Ziemlich sicher wäre ihm das so nicht passiert, denn, im Gegensatz zum aktuellen Chefdesigner Demna Gvasalia, war der Spanier kein Agent Provocateur, sondern ein alles kontrollierender Perfektionist, der wie wenige andere die Haute Couture in ihrer Essenz verstand. Das dominiert auch die Serie „Cristóbal Balenciaga“, die ab heute auf Disney+ zu sehen ist. Sie skizziert die Erfolgsgeschichte des Modehauses in eleganten Bildern, die die Zeit und den Zeitgeist der 1930er-Jahre in Paris einfangen. Opulente Kleider, gediegene Farben, Knitterfalten ausgeschlossen. Keine Frage, für Modefans ist die Serie ein Genuss, hier wird jede Linie, jede Naht zelebriert, doch als Massenware taugt die Produktion nur bedingt. Typisch Haute Couture eben.

Mehr Blitzlichtgewitter und Aufregung verspricht da schon die Serie „Kaiser Karl“ (Disney+), in der Daniel Brühl demnächst den legendären Designer Karl Lagerfeld gibt. Zuvor schickt Apple TV+ noch einen eigenen Kandidaten in den Modezirkus: Am 14. Februar startet dort das Biopic zu Christian Dior, der neben Coco Chanel einer der großen Konkurrenten von Cristóbal Balenciaga war.

Während die Balenciaga-Serie die erste spanische Disney-Produktion mit wenig bekannten Namen ist ist, schickt man bei Apple natürlich ein paar Stars in die Manege: Juliette Binoche, John Malkovich, Glenn Close und Ben Mendelsohn als Dior. Wer zwischen Balenciaga und Dior noch Lust auf mehr Mode hat, der findet etwa in der Arte-Mediathek die Doku „Helmut Lang – Meister der Coolness“. Längst hat sich der Österreicher der Kunst verschrieben, aber sein Einfluss auf die Modewelt war und ist nach wie vor enorm. Das gilt auch für den Belgier Martin Margiela. Regisseur Reiner Holzemer ist mit seiner Doku „Martin Margiela – Mythos der Mode“ (bei Amazon, Apple kaufen/leihen) ein Husarenstück gelungen, hat der Designer doch nie die Öffentlichkeit gesucht. Zu sehen ist er hier natürlich auch nicht, aber zumindest zu hören.


Auch nicht sonderlich ins Rampenlicht drängt Dries Van Noten, aber in „Dries“ (bei Amazon, Apple kaufen/leihen) öffnet er seine ganze Gedankenwelt – rauschhaft! Ebenso empfehlenswert ist „Westwood – Punk, Ikone, Aktivistin“, die 2022 verstorbene Designerin blickt auf ihr Lebenswerk zurück. In „Das Testament des Alexander McQueen“ (Prime Video) werden die letzten drei Kollektionen des Modegenies zelebriert. Auf Sky und Freevee, dem Gratis-Channel von Amazon Prime, ist „The First Monday in May“ abrufbar. Die Doku blickt hinter die Kulissen der Met-Gala – ein vergnügliches Kiebitzen und Anna Wintour ist auch mit dabei. Und wer sich für Nachwuchsdesigner interessiert, der ist bei „Next in Fashion“ auf Netflix gut aufgehoben.