„Sina, wir haben es geschafft!“ Das sagt eine Person zum Avatar der jungen ermordeten Sina. Diese antwortet am Bildschirm: „Dann bestellen wir jetzt Sushi?“ Und an diesem Punkt ist der „Tatort“-Fall „Avatar“ am Sonntag um 20.15 Uhr in ORF/ARD noch lange nicht geklärt. Auch, wenn nach 20 Minuten klar ist, wer hier wen ermordet hat. Das Warum zu entziffern, damit lässt sich dieser Krimi Zeit; ohne zu fadisieren. Im Gegenteil.

Es geht um Künstliche Intelligenz (KI); um all die Gefahren zwischen Chatbots, Deep Fakes und künstlichen Identitäten, aber auch um die Chancen, die sie bereithält. KI im „Tatort“ ist schon ein alter Hut. Hier aber spendet die KI einer Hinterbliebenen auf davor nie dagewesene Weise Trost. Und mithilfe der KI lässt sich ein ausgetüftelter Racheplan schmieden.

Dazwischen ermitteln Routinier Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und ihre nerdige Kollegin Lisa Bitter (Johanna Stern) im Fall eines tot aufgefundenen Mannes am Rheinufer. Es ist eine Geschichte über eine Stiefmutter (Bernadette Heerwagen), die sich schuldig fühlt, einen pädophilen Familienvater, der Videomaterial seines Sohnes für seine Köder im Netz benutzt und über Menschen, die von den Abgründen in der Parallelwelt nichts mitbekommen. Oder es zumindest gut vor sich verstecken.

Bernadette Heerwagen darf endlich abseits abgelutschter Fernsehkost wieder einmal zeigen, was darstellerisch in ihr steckt bzw. brodelt. Und zudem muss sich das Publikum von Sekretärin Edith Keller und Kriminaltechniker Peter Becker – beide waren für die Mundart in Ludwigshafen zuständig – verabschieden. Beide überlegen, als Avatar zurückzukehren.