Irgendwann fragt man sich, welchen bösen Algorithmusgeist man im Vorbeigehen geweckt haben muss, um dermaßen penetrant mit Anzeigen von Tand aller Art in den sozialen Medien belästigt zu werden. Es ist natürlich kein individuelles Problem, sondern ein globales Phänomen – der chinesische Konzern Pinduoduo (PDD) ist mit seinem Marktplatz „Temu“ auf Expansionskurs in Europa. Verkauft wird dort alles, was die Welt braucht, nicht braucht oder noch nicht weiß, dass sie es braucht – Haushaltswaren, Kleidung und mehr, also viel mehr. Das ZDF-Dokuformat „Die Spur“ (abzurufen in der ZDF-Mediathek) folgt in seiner neuesten Ausgabe dem Hype rund um Temu. Das Rechercheteam beleuchtet zwar auch die wirtschaftlichen Hintergründe des chinesischen Großkonzerns, hat aber vor allem im Visier, wie sich die App schleichend zum Suchtfaktor entwickelt.

„The Next Level E-Commerce“ nennt es ein Experte und skizziert, wie raffiniert die App aufgebaut ist – eine Art quietschbuntes Shoppingcenter im Stil von Alice im Wunderland, das mit Dumpingpreisen, Spielen, Belohnungen und Rabatten, das im Handumdrehen den Weg ins Glücksrauschzentrum des Gehirns planiert. Wie schnell das geht, zeigt die Emotionsmessung beim Probanden, der sich 15 Minuten durch die App scrollt. Wie das am lebenden Objekt funktioniert, dafür braucht man nicht lange suchen: Besucht wird unter anderem eine von vielen Influencerinnen, die auf TikTok im Konsumrausch vor laufender Kamera das Auspacken der Temu-Pakete zelebriert. Rund 285.000 Klicks generiert sie mit einem Video – eine klassische Win-win-Situation: „Temu“ kriegt Gratis-Werbung, die Influencerin verdient durch die Aufrufe und jede Menge Plastikschrott findet eine neue Besitzerin.

In knapp 30 Minuten schafft es das Format, die relevanten Fragen zu stellen und zu klären. Darunter auch jene Vorwürfe des massiven Datenmissbrauchs durch die App. Experten analysieren den Quellcode und das explosive Potenzial der Anwendung. Wenn sich die Nebel lichten, ergibt sich ein recht klares Bild – auch ein Konsumrausch bleibt nicht ohne Folgen. „Der Temu-Hype“ ist in der ZDF-Mediathek abrufbar.