So richtig zündete die Neujahrsrakete bei der Zugabe, bei Jacques Offenbachs berühmten „Can-Can“ aus „Orpheus in der Unterwelt“, schwungvoll und fetzig interpretiert. Zuvor prickelte der Champagner beim diesjährigen Neujahrskonzert am Grazer Opernhaus, das unter dem Motto „Vive la France!“ ausschließlich französischer Musik gewidmet war, teilweise etwas verhalten. Das lag in erster Linie an der Programmauswahl, bei dem viele Raritäten, eher im lyrischen Bereich angesiedelt, zu hören waren: Etwa „Le Rouet d‘Omphale“ von Camille Saint-Saëns oder „Queen Mab, dem Scherzo aus „Roméo et Juliette“ von Hector Berlioz wurden recht beschaulich und fallweise auch nicht immer eines Sinnes musiziert.
Hingegen konnten die Grazer Philharmoniker unter ihrem neuen, umsichtigen Chefdirigenten Vassilis Christopoulos etwa mit „Bacchanale“ aus „Samson et Dalila“ von Saint-Saëns und dem „Le Carnaval romain“ von Berlioz mit Verve und Energie sowie vielen farblichen und dynamischen Abstufungen punkten. Besonders feinfühlig erklang „Clair de lune“ von Claude Debussy in einer Orchesterfassung von Arthur Luck.
„Mon coeur s’ouvre à ta voix – Mein Herz öffnet sich in deiner Stimme…“: Nicht nur Samson betörte Mareike Jankowski mit dieser Arie in der Oper „Samson et Dalila“ von Saint-Saëns und brachte ihn als Dalila um Verstand, Haare und Kraft, sondern auch das Publikum. Das mehrjährige Ensemblemitglied des Hauses wusste aber auch mit wohlklingendem Mezzo mit der „Seguidilla“ aus Bizets „Carmen“ zu gefallen.
Kurzfristig eingesprungen für die erkrankte Tetiana Miyus, machte man Bekanntschaft mit der 28-jährigen Ekaterina Solunya, die seit Beginn dieser Saison dem Grazer Opernstudio angehört. Sie sang mit klarem, höhensicherem, flexiblem, nur manchmal etwas scharfem Sopran die „Juwelen-Arie“ der Marguerite aus Charles Gounods „Faust“ sowie gemeinsam mit Jankowski sehr gekonnt ein Duett aus „Béatrice et Bénédict“ von Berlioz und auch das berühmte Blumenduett aus „Lakmé“ von Leo Delibes, vom Orchester einfühlsam begleitet.
Moderiert wurde der Abend informativ und teils launig vom Intendanten Ulrich Lenz und dem Dirigenten selbst. Jubel!
Helmut Christian