Über vier Romy-Trophäen konnte sich Oliver Auspitz als bester TV-Produzent in den letzten Jahren freuen (u. a. für „Schnell ermittelt“), dieser Tage ist der 48-jährige Wiener trotz seiner Erfahrung etwas aufgeregt. Heute startet „Hades – eine (fast) wahre Geschichte“, womit seine Firma MR Film nach rund vier Jahren wieder in die Kinoproduktion zurückgekehrt ist. „80 Prozent dieser dramatischen Actionkomödie sind wahr, unser Hauptdarsteller, auf dessen Leben das Drehbuch basiert, sagt aber nicht, welche 80 Prozent das sind“, schmunzelt Auspitz, der einen spannenden und zugleich komischen Film über Wiens organisiertes Verbrechen auf die Beine gestellt hat.
Die Polizeiakte trug damals den Namen „Operation Hades“, daher der Filmtitel. „Als ich das Drehbuch bekam, wusste ich: Das ist etwas anderes als das, was sonst als österreichische Produktion in die Kinos kommt.“ Mühsam war daher die Finanzierung des Kinoprojekts, in dem sich der verurteilte Kampfsportler und ehemalige Unterweltler (Anoushiravan Mohseni) selbst spielt. Rund 3,6 Millionen Euro hat der Film im köstlichen Stil eines Guy Ritchie gekostet, den Auspitz im Ausland an Streamingdienste verkaufen will. In Nebenrollen sind Aglaia Szyszkowitz, Fritz Karl und Proschat Madani bestzt.
Ein Grund für die Vernachlässigung von Kinoprojekten: Die MR Film war mit stets interessanten TV-Produktionen ausgelastet. Eine davon ist das Aushängeschild für den neuen ORF-Player: „Biester“ heißt die zehnteilige Serie über vier junge Frauen zwischen Sehnsucht und Selbstbetrug aus unterschiedlichen Milieus, die ab 1. Jänner auf ORF ON und in der TVthek abrufbar ist. Erfunden und geschrieben von Erfolgsautor Uli Brée als Nachfolgeformat für die „Vorstadtweiber“, die Auspitz übrigens noch einmal zusammenbringen will. Für einen Kinostreifen, der auf Ibiza spielt. „Uli ist einer der klügsten Autoren, den wir haben, er schreibt Textzeilen für die Ewigkeit“, streut er dem Drehbuchmeister Rosen.
Auch mit Uli Brée wurde eine neue Reihe für ServusTV entwickelt, wofür die erste Klappe im Frühsommer in und rund um Sankt Johann in Tirol fällt. „Eine Paraderolle für Katharina Straßer“, verrät Auspitz exklusiv. Denn in „Christl von der Post“ verkörpert die 39-jährige Tirolerin eine bodenständige Postlerin, die überall ihre Nase hineinsteckt und dadurch als Hobby-Detektivin immer wieder Fälle löst. Heuer werden erst einmal zwei 90-minütige Folgen für den Privatsender gedreht. Krimikomödien also, mit denen ServusTV sein fiktionales Portfolio erweitert.
Fortsetzungen von zwei Serien
Parallel zur „Christl“ werden ab dem Frühjahr schon eine zweite Staffel der „Biester“ und ebenfalls eine zweite Staffel der Serie „Tage, die es nicht gab“ produziert. Letztere erzielte bei den linearen Ausstrahlungen im ORF und in der ARD ein passables Quotenergebnis, entwickelte sich aber in der ARD-Mediathek zum Tophit mit mittlerweile mehr als einer Million Abrufe pro Folge. „Es wird arg“, sagt Auspitz über die neue Geschichte und das komplexe Beziehungsgeflecht im fiktiven österreichischen Ort Zollberg, wo u. a. wieder Franziska Weisz und Diana Amft agieren.
Fixieren für 2025 konnte Auspitz eine neue und (wohl finale) Doppelfolge von „Vienna Blood“. Von der internationalen, im Wien der Jahrhundertwende angesiedelte Koproduktion wurde ja erst kürzlich die vierte Staffel fertiggestellt (geplante Ausstrahlung im Winter 2024). Sendefertig sind zudem die achte Staffel von „Schnell ermittelt“ mit Ursula Strauss als Privatermittlerin und zwei neue Episoden von „Weber & Breitfuß“ mit Alfred Dorfer und Roland Düringer. Die MR Film bleibt also eine große Nummer im TV-Geschäft.