Seawas, baba und pfiat di Gott, Noagal: Es heißt Abschied nehmen vom auf sieben Tage beschränkten Nachseh-Angebot der ORF-TVthek. Ab 1. Jänner fällt das seit langem überholte Ablaufdatum, ab April tritt dann überhaupt das mit deutlich umfangreicherem Angebot gesegnete Nachfolgeprojekt ORF On an die Stelle des bisherigen Streamingportals. Mit erweitertem Programm und Online-Previews noch vor der linearen Ausstrahlung! Und das alles zum vergünstigten Grundpreis von nur 15,30 Euro – dank Haushaltsabgabe statt GIS!

Es wird also eine wunderbare neue Welt des öffentlich-rechtlichen Fernsehens, die uns die Regierung da mit Jahreswechsel beschert: mehr und billiger, kein Diskonter hätte sich das besser ausdenken können.

Mogelpackung

Billiganbietern ist der Verkauf von Mogelpackungen allerdings verboten. ÖVP und Grüne verchecken die ihre reichlich ungeniert. Denn die ORF-Neuregelung, die dem Sender dank flächendeckender Haushaltsangabe 714.000 neue Zahlerinnen und Zahler und ein jährliches Budget von stolzen 710 Millionen Euro (plus 100 Millionen „Kompensation“, plus Werbeerlöse) verschafft, wird dem Publikum als zukunftsträchtige Reform verkauft. Aber die gepriesenen Benefits sind nicht viel mehr als plumpe Beschwichtigungsmanöver für ein seit langem misstrauisches Publikum. Man könnte auch sagen: glitzernder wertloser Talmi angesichts des dringenden Reformbedarfs, der unangetastet blieb.

Denn bemerkenswert sind ja eigentlich nicht die Haushaltsabgabe, die neue Streamingplattform oder mehr Bewegtbildanteil statt Textnachrichten auf der „blauen Seite“.

Bemerkenswert ist, was die mit 1. Jänner in Kraft tretende Neuregelung, für die sich die Regierung seit Monaten so ausdauernd selber lobt, alles nicht zustande gebracht hat: eine Überarbeitung des ORF-Programmauftrags zum Beispiel – die wäre angesichts des kläglichen Auftritts des sogenannten Unterhaltungskanals ORF 1 mehr als dringend.

Ein Match, steil bergauf

Oder eine Unternehmensorganisation, die den ORF endlich dem Zugriff der Parteien und ihrer „Freundeskreise“ (siehe: Stiftungsrat) entzieht. Bekanntlich agieren die Nachrichtenredaktionen des Senders ja nicht wegen, sondern trotz des aktuellen Konstrukts nach wie vor einigermaßen unabhängig – man mag sich nicht vorstellen, wie das ausschauen könnte, sollten in Österreich einmal „illiberale Demokraten“ regieren.

Und: Der ORF macht so viel Umsatz wie alle privaten Zeitungsverlage zusammen, natürlich hätte die Reform den überfälligen Anlass liefern müssen, auch jenseits des ORF aktiv zu werden und Österreichs unabhängigen Journalismus abzusichern. Der matcht sich ja seit Jahren nicht nur mit dem Sender, sondern auch mit den Molochen à la Google steil bergauf. Da aber greifen  ÖVP und Grüne lieber nicht ein. Stattdessen: Eigenlob für ein billiges Reförmchen, das den ORF beschenkt, während sich das Land vielleicht schon demnächst seiner Medienvielfalt beraubt sieht.