Eines steht fest: an Koumpounophobie, dem unüberwindlichen Ekel vor Knöpfen, leidet Juliette Eröd nicht. Ab 12. Dezember bestreitet die Schauspielerin im Quartier des Grazer Theaters im Bahnhof eine sechstägige Installation mit 300.000 Knöpfen. „Kokon“ lautet der Titel des Projekts mit Anklängen an die „Endurance Art“ von Performancekünstlern wie Marina Abramovic oder Abel Azcona. Eröd wird dabei 144 Stunden en suite in einem 12 Quadratmeter kleinen, durchsichtigen Verschlag verbringen und sich bei der Beschäftigung mit den Knöpfen betrachten lassen Die sollen dabei jenseits von Nadel und Faden zu zweckfernen Objekten mutieren, fast wie bunte Steine am Strand: So wie sich dort beim ziellosen Sammeln, Schlichten, Ordnen, Stapeln die Zeit vergessen und Entschleunigung finden lässt, sollen die Knöpfe Instrumente eines Rückzugs sein. Und der Kokon Gelegenheit bieten, Unnötiges abzustreifen.

Das ungewöhnliche Projekt entsprang dem schon länger gehegten Wunsch, sich eine Zeitlang aus dem Alltag herauszunehmen, erzählt Eröd. Sein zu dürfen, ohne sich dafür rechtfertigen zu müssen, ohne Leistungsnachweis. In Reflexion der vieldiskutierten „Bleibefreiheit“ war der „Kokon“, das Dasein auf kleinstem Raum, auch als Kommentar auf das Privileg der westlichen Reiselust gedacht, das einem Großteil der Menschheit versagt bleibt: „Wie kommen wir dazu, überall hinzukommen, während so viele nicht aus ihrem Land herausdürfen sollen?“

Im „Auszeitraum“

Mit dem aktuellen Nahostkonflikt verdringlichte sich ihr Rückzugsbedürfnis aus anderen Gründen eklatant: nicht zu allem sofort eine Position, eine Meinung, eine Antwort haben müssen: „Es hat mich wahnsinnig getroffen, dass Leute auf Social Media glauben, sie könnten das alles in drei Sätzen lösen.“

In ihrem „Auszeitraum“ bleibt sie für sich, ohne Kommunikation mit dem Publikum. Einerseits, „weil ich weiß, dass es das kleinste Problem für mich ist, eine Woche lang zu schweigen.“ Andererseits in der Hoffnung, „dass die Menschen, die vorbeikommen, dort auch zur Ruhe kommen.“

Kommuniziert wird rund um sie aber doch: Jeden Abend um 20 Uhr führt Pia Hierzegger „Kokongespräche“ mit ausgewählten Gäösten: Am 12 Dezmeber mit Autorin Barbi Markovic zum Thema Angst, Am Tag darauf mit Klimaaktivist Leion Ranz zum Thema Freiheit, am 14. Mit Kunsttherapeutin Anja Stejskal über Rückzug. Details unter www.theater-im-bahnhof.com