Ihr jüngstes Buch „Judenfetisch“ muss man umstritten nennen. In dem autobiografischen Essay erkundet die Autorin, was Jüdischsein heute bedeutet, analysiert den israelischen Rechtspopulismus, rechnet mit dem Zionismus ab. Kritiker haben ihr zuletzt vorgeworfen, dass sie in dem Text das Existenzrecht Israels überhaupt in Abrede stelle und den Deutschen die titelgebenden Fetischisierung des Judentums unterschiebe. Fest steht: Feldmans Reflexionen über jüdische Identität liefern eine Menge Diskussionsstoff. Besonders in deutschen Medien wurde folgerichtig über das im November erschienene Buch recht hitzig debattiert.
Fragwürdig erscheint gerade vor diesem Hintergrund die Entscheidung des Wiener Gartenbaukinos, eine für kommenden Sonntag geplante Veranstaltung mit der Autorin kurzfristig abzusagen. Den „Mehrwert einer solchen Veranstaltung“ zu gewährleisten sei derzeit „schwierig bis unmöglich“, hieß es vonseiten des Kulturzentrums, da sich „durch die Ereignisse seit Anfang Oktober neue Themen und potenzielle Konfliktherde aufgetan“ hätten.
Situationen, die schwierig bis unmöglich zu bewältigen sind, hat die 37-Jährige schon mehr als genug erlebt. Erzogen von Holocaust-Überlebenden, wuchs sie als Angehörige der ultraorthodoxen jüdischen Glaubensgemeinschaft der Satmarer Chassiden in Brooklyn auf. Unter einem rigorosen Regelwerk, das Bildungszugang und persönliche Freiheit radikal einschränkte. Feldman wurde mit 17 verheiratet, als 20-Jährige floh sie mit ihrem kleinen Sohn aus den USA nach Deutschland. Seither lebt sie in Berlin - für sie „der Ort in der Welt, an dem alle Heimatlosen zu Hause sind“.
Ihr Leben in der Gemeinschaft, für die sie seither als Verräterin gilt, beschrieb sie in ihrem autobiografischen Bestseller „Unorthodox“ (2020 von Netflix verfilmt), seither äußert sie sich in Essays und Interviews immer wieder kritisch über jüdisches Selbstverständnis, aber auch über die Politik Israels. Und auch nach dem Terrorangriff der Hamas auf Israel und dem Krieg in Gaza beanspruchte sie für sich Autonomie statt Parteinahme und stellte in einem TV-Interview fest, sie sei der festen Überzeugung, „dass es nur eine einzige legitime Lehre des Holocaust gibt und das ist die absolute, bedingungslose Verteidigung der Menschenrechte für alle“.