Eine Zuckerallergie ist nicht von Vorteil, denn „Wonka“ ist überzuckertes Wohlfühlkino mit viel zu geringem Anteil an edelbitterer und exotischer Noten. An gepfefferte Geschmacksnuancen traut man sich gar nicht erst zu denken. Roald Dahls Kinderbuch „Charlie und die Schokoladenfabrik“ hat auch knapp 60 Jahre nach der Veröffentlichung nichts an Faszination eingebüßt. Die Filme u.a. mit Gene Wilder als gebrochenem Willy Wonka oder Tim Burtons knallige Version mit Johnny Depp in der Hauptrolle reichen noch nicht allen. Deswegen musste ein Prequel her.
In „Wonka“ erzählt Paul King die Vorgeschichte des Schokolade-Aficionados. Willy Wonka wird von Everybody‘s Darling Timothée Chalamet im Samt-Gehrock instagramtauglich und souverän verkörpert. Der 27-jährige New Yorker beweist, dass er ganz passabel tanzen und singen kann. Hollywoods Märchenprinz darf in spektakulären Vintage-Outfits glänzen; dabei durch ein Frachtschiff tänzeln und in der großen Stadt mit Sack und Pack scheitern. Alles kein Problem. Er trotzt allen Problemen mit selbstgemachter Schokolade, kreiert aus seinem Zauberkoffer, und Musicalnummern. Vielen Musicalnummern.
Alles, was dieser junge, warmherzige und naive Willy Wonka will, ist, die Menschen mit süßen Kreationen zu verzaubern; ein bisschen Magie zum Auf-der-Zunge-Dahinschmelzen für alle spenden. Doch bis es so weit ist, sind noch einige Hindernisse zu meistern. Zum Beispiel das Schuften bei Pensionswirtin Mrs. Scrubbit (Olivia Colman trägt ungewohnt dick auf), das sich der junge Held des Films eingebrockt hat, als er sich nachts von einer Parkbank aufgabeln ließ. Wie andere arme Leute auch müsste er jahrzehntelang zum Hungerlohn in der Wäscherei hackeln. Es wäre nicht Wunderwuzzi Wonka, fiele ihm nicht ein Plan mit seiner neuen Schicksalsgemeinschaft rund um das Waisenmädchen Noodle (Entdeckung: Calah Lane) und Buchhalter Abacus (Jim Carter) ein. Auch ein gewisser Oompa-Loompa (Hugh Grant mit knallgrünen Haaren) könnte ihm aus der Patsche helfen. Wie Grant sich als kleinwüchsiger Charakter durch die Szenen grantelt und bewegt, ist mitunter großes Kino. Dass die Figur von einem Nicht-Kleinwüchsigen gespielt wird, sorgte im Vorfeld für Kritik.
Weitere Problemzone: das skrupellose Schokokartell, das den Polizeichef – ein Schleckermäulchen – fest im Griff hat. Nur das Nötigste stammt aus dem Computer. Gegen Ende dürfen Willy und Noodle sogar in echter Schokolade baden. Ein Zuckerschock, der in Großbritannien und den USA gut ankommt. Wahrscheinlich in Ermangelung an eigener Qualitäts-Süßware.