In den edlen Prunkräumen mit den riesigen historischen Lustern und Wandverkleidungen im Palais Schönborn in Wien präsentierte der ORF am Dienstag die neue Historienreihe, die ab 27. Dezember in vier Staffeln zu je 40 Folgen zu je 45 Minuten auf ORF III ausgestrahlt wird. Der Auftrag lautete: „Zeigt uns die Geschichte unseres Landes vom Anfang bis heute“, erklärte Moderator Andreas Pfeifer, der mit Mariella Gittler durch die Sendungen führt – und mitunter in Reenactment-Szenen kasperlt. Ausgangspunkt ist die erste namentliche Erwähnung Österreichs als Ostarrichi anno 996. Die Idee zum Mammutprojekt stammt von ORF-Generaldirektor Roland Weißmann selbst, was auch extra angeführt ist. Es freue ihn, „österreichische Geschichte ganz neu zu erzählen und auszuleuchten“, sagt dieser.
Es ist ein bisschen wie „Hugo Portisch 2.0“, wie ein erster Blick auf Folge 9 zeigte. Der 2021 verstorbene Geschichtslehrer und Journalismusstar Portisch prägte das historische Wissen dieses Landes. Mit seiner legendären Serie „Österreich I“ sowie „Österreich II“ klärte er die Bevölkerung über die Erste und die Zweite Republik auf. „Österreich – Die ganze Geschichte“ gibt sich nun multimedialer, flotter und vielfältiger. Animierte Landkarten, Augmented-Reality-Darstellungen, Statistiken, historische Dokumente, Grafiken und Interviews mit Historikerinnen und Historikern sind ebenso zu sehen wie zahlreiche Reenactment-Szenen, die einzelne Geschichten für ein neues, junges Publikum verdeutlichen sollen. Jede Folge hangelt sich durch eine Epoche, in dem es von dramatischen Ereignissen wie einem Pestarzt, einem Jesuitenpater als Reiseschriftsteller, früher Spionage etc. erzählt. Ein Podcast vertieft ab 8. Dezember das größte Dokumentationsprojekt in der Geschichte des ORF. Und: Mit dem neuen ORF-Gesetz darf man sich auch eine ordentliche Social-Media-Begleitung erwarten.
Steirisches Know-how
Ein eigens berufener wissenschaftlicher Beirat begleitete das Projekt von Beginn an und sorgte dafür, dass bei aller Dramatik die Fakten stimmten. Erfreulich daran: Es handelt sich um Expertise aus diversen Institutionen und nicht nur um die üblich Verdächtigen. In Beratungsfunktion: u.a. Johannes Preisler-Kapeller, Ferdinand Opll, Andreas Rhoby, Christina Lutter, Klaus Lohrmann, Andreas Zajic, Ulrike Denk, Daniel Luger, Eveline Brugger, Christine Antenhofer, Astrid Schweighofer und viele mehr.
Die steirisch-wienerische Ranfilm der Familie Ninaus drehte zehn Folgen der Historienreihe. Knappes Budget pro Folge: „120.000 Euro pro Episode“, sagt Produzent und Geschäftsführer Matthias Ninaus zur Kleinen Zeitung. „Das war nur mit einem tollen Team möglich“, ergänzt Produzentin und Geschäftsführerin Stephanie Ninaus. Gedreht wurde u.a. in 55 bis 60 Drehtagen für zehn Folgen im Joglland in Vorau, in und um Graz im Schloss Kornberg sowie in Wien, Niederösterreich und der Slowakei.