Naturgemäß ist bei Kulturpreisverleihungen viel und oft die Rede von Kunst- und Kulturräumen. Dienstagabend war der Bedarf gleich doppelt gedeckt. Mit dem Grazer Kunsthaus als Austragungsort an sich und im Space 01 eingerahmt von der legendären „Wall“ des Konzeptkünstlers Sol LeWitt, die zum 20-jährigen Jubiläum des Kunsthauses nachgebaut wurde. 70 Meter lang und einige Meter hoch – die Mauer, sie kann trennen, sie kann schützen. Und doch seien auch diese offenen Räume, wo verschiedene Meinungen aufeinandertreffen könnten, keine Selbstverständlichkeit mehr, plädierte Kunsthaus-Chefin Andreja Hribernik mit Nachdruck dafür, „sich für offene Räume in der Kunst einzusetzen.“ Offene Türen rannte hingegen Landeshauptmann und Kulturreferent Christopher Drexler (ÖVP) mit seiner Feststellung ein, dass gegen die derzeitige düstere Grundstimmung nur mit „Optimismus und Zuversicht“ anzukommen ist. Und nicht ganz uneigennützig würde man den Landeskulturpreis „Mela“ vergeben, denn „es braucht auch kritische Reflexion aus Kunst und Kultur heraus.“ Die kam sympathisch-launig und sehr treffsicher von der Literatin Franziska Füchsl, frisch gebackene Trägerin des Morgensternpreises, die auch den ökonomischen Wert solcher Auszeichnungen für Kunst- und Kulturschaffende hervorhob, denn „das stille Kämmerchen muss man sich auch leisten können.“
Die Literatur, ein Zufluchtsort, auch für den gebürtigen Ukrainer Yevgeniy Breyger, der mit dem manuskripte-Preis ausgezeichnet wurde. Offene Diskursräume sind seit rund 20 Jahren die DNA des Elevate-Festivals, das mit dem Hanns-Koren-Kulturpreis ausgezeichnet wurde. Was wünscht man sich für die kommenden 20 Jahre?, wollte Moderatorin Ulrike Haidacher wissen: „Hungrig bleiben, wachsam bleiben und ein junges Publikum“, konkretisierte Bernhard Steirer vom Elevate die Wunschliste. Großen Beifall gab es auch für die Preisträger des Volkskulturpreises, dem „Dörfer-Projekt“ des Museums im Alten Zeughaus in Bad Radkersburg. Im Rahmen der Gemeindezusammenlegung 2015 wurden neun Umlanddörfer ins Rampenlicht gestellt – eine Teamarbeit, wie Museumsleiterin Beatrix Vreča unterstreicht und meinte damit nicht zuletzt die Bewohnerinnen und Bewohner der Dörfer selbst.
Das Alte bewahren, aber mit Neuem in die Zukunft transferieren – für den Umbau des Steirereck am Pogusch wurde das Architekturbüro PPAG architects, Anna Popelka und Georg Poduschka, ausgezeichnet. Letzterer nutzte das Podium, um in Erinnerung zu rufen: „Architektur ist eine Kulturleistung und nicht nur Ziegel schlichten.“ Apropos schlichten: Über viele Jahre haben die Eltern von Maruša Sagadin ihre Kunstwerke auf dem elterlichen Dachboden zwischengelagert, bedankte sich die Künstlerin, die mit dem Förderungspreis für zeitgenössische bildende Kunst ausgezeichnet wurde, bei ihren anwesenden Eltern. Und weil sich Kunstschaffende erst einmal ein Atelier leisten können müssen, wurden am Dienstagabend auch Ankaufspreise, Arbeitsstipendien und Sponsorenpreise vergeben.