Die feierlich-mystische Melodie von „Carol of the Bells“ ist vielen bestimmt noch aus dem Blockbuster „Kevin – Allein zu Haus“ im Ohr. Demnächst wird das auf einer ukrainischen Volksweise basierende Weihnachtslied in seiner ursprünglichen, vom Komponisten Mykola Leontowytsch (1877-1921) veredelten Fassung in Graz zu hören sein. Der Ukrainische Kulturverein in Graz, „Ridna Domivka“ (in etwa: „süßes Heim“), veranstaltet am 16. Dezember unter dem Titel „Ukrainische Weihnachtsklänge“ im Minoritensaal ein Weihnachtskonzert. Neben „Schtschedryk“, so der Originaltitel des besagten Liedes, gibt es Werke von weiteren ukrainischen Komponisten – sowohl des 20. Jahrhunderts als auch zeitgenössische – zu hören. Die Obfrau von „Ridna Domivka“, Galyna Skotnik und ihre in Niederösterreich lebende Schwester, die Gesangspädagogin und Mezzosopranistin Nadiya Khaverko organisierten schon in den vergangenen Jahren in Graz und Wien Konzerte mit ukrainischen Klängen, damals unter dem Motto „Das ukrainische Melos in bekannten europäischen Klassikern“. Für die nun erstmals stattfindenden „Weihnachtsklänge“ haben Skotnik und Khaverko die an der Grazer Oper engagierte Sopranistin Tetiana Miyus gewinnen können und ein großteils aus ukrainischen Musikerinnen und Musikern bestehendes Kammerorchester zusammengestellt.

Weihnachten – das zweite Kriegsweihnachten seit dem russischen Überfall – findet in der Ukraine heuer erstmals offiziell am 24./25. Dezember statt. In Abgrenzung zum julianischen Kalender, der in Russland gebräuchlich ist. Für viele orthodoxe und auch griechisch-katholische Gläubige, die es seit Jahrhunderten gewohnt sind, Weihnachten am 6./7. Januar zu feiern, bedeutet das keine kleine Umstellung. In der Ukraine hat Weihnachten übrigens noch immer eine starke heidnische Komponente, die sich unter anderem darin äußert, dass es neben den religiösen Weihnachtliedern auch noch die säkularen Schtschedriwky gibt, die sich auf das Festessen am Ende der Fastenzeit beziehen. Wer sich näher für ukrainische Weihnachtsbräuche interessiert, kann auch den Weihnachtsmarkt von „Ridna Domivka“ am 9. Dezember in deren Vereinslokal in der Annenstraße besuchen. Auch dort gibt es ukrainische Weihnachtlieder zu hören, gespielt von der Folk-Gruppe Fajna.

Die Kolyadnyky sind zumeist junge Menschen, die von Haus zu Haus ziehen, Weihnachtslieder singen und kurze Theaterszenen aufführen. Hier abgebildet in einem Gemälde von Viktor Zhmak.
Die Kolyadnyky sind zumeist junge Menschen, die von Haus zu Haus ziehen, Weihnachtslieder singen und kurze Theaterszenen aufführen. Hier abgebildet in einem Gemälde von Viktor Zhmak. © Viktor Zhmak

„Ukrainische Weihnachtsklänge“, 16.12., 19.00 Uhr, Minoritensaal .Ukrainischer Weihnachtsmarkt, 9.12., 13.00-18.00 Uhr, Annenstraße 20 www.ridnadomivka.at