Teilzeit-Muslima Nina (Chantal Zitzenbacher) trägt ihren Hijab drei Tage die Woche aus Solidarität mit allen, die „es freiwillig machen“ und vier Tage die Woche nicht – „aus Solidarität mit der iranischen Revolution“. Sie ist jetzt erfolgreiche Influencerin. Nickname: Fatima. Der erfolglose Künstler und Lover Tony (Marcel Mohab) und sein Bruder und Bilderbuch-Strizzi Peter (Michael Ostrowski) wollen impffreies Sperma bzw. veganen Klimaklebstoff unter die Leute bringen. Chirurgin Wanda (Caroline Peters) hat in der Pandemie eine Affäre mit ihrem liebenswürdigen Ex Harald (Simon Schwarz) angefangen, beide eint die Elternschaft, die liberale, atheistische Lebenseinstellung und die Arbeit im Spital.
Woke, wahnsinnige Weihnachten
Wanda ist nun mit Tony liiert und Harald hat mit der esoterischen Oberglucke und Reiki-Heilpraktikerin Sissi (Hilde Dalik), die ein heimliches Faible für Impfausleitung hat, eine gemeinsame Tochter. Sie alle und noch mehr treffen sich, um gemeinsam Weihnachten zu feiern. Woke, divers, alkoholfrei und vor allem friedlich soll es werden – mit Bio-Christbaum und trockener, veganer Gans. Soweit jedenfalls der Plan.
Nach der Culture-Clash-Komödie „Womit haben wir das verdient?“ setzt die Wiener Drehbuchautorin und Regisseurin Eva Spreitzhofer auch in der Fortsetzung „Wie kommen wir da wieder raus?“ auf eine wundersam schrullige Typenparade, viel Zeitgenossenschaft und ein Star-Ensemble. In ihrem Weihnachtskammerspiel treibt sie überhitzte Debatten ohne die dazugehörige Kultur rund um Themen wie Genderfluidität, Wokeness, Corona- sowie Klima-Leugnerschaft überdreht auf die Spitze. Inklusive scheinbar unüberwindbarer ideologischer Gräben.
Tröstliche Bescherung
Konträre Weltsichten, die einem aus dem eigenen Freundes- oder Familienkreis bekannt vorkommen könnten, entzünden sich hier wie Sprühkerzen und ziehen sich mit aufgeputzten Pointen durch die starbesetzte Produktion. Getragen wird der Film von Burgtheater-Liebling Caroline Peters, die ihr ungemein komödiantisches Talent ausspielen darf. Die Kabarettistin Malarina ist als ihre serbische Bühnen-Persona zu sehen und Pia Hierzegger als feministische Weihnachtsfrau. Es ist ein Fest der Grabenkämpfe; mit köstlichen Dialogen und tröstlichem Ausgang. Denn: Am Ende ist niemandem irgendwas heilig.
Heimische Komödien kommen in diesem Kinojahr beim Publikum gut an: Thomas Stipsits in „Griechenland“, Paul Pizzera, Otto Jaus, Valerie Huber in „Pulled Pork“ und wohl auch dieser weihnachtlich wahnwitzige und woke Streich. Immer am Nerv der Zeit. ●●●●○