Diese Art der Rückendeckung, die lässt man sich gerne gefallen: Martha Jungwirth und Arnulf Rainer im Hintergrund, ein Werner Berg zum Greifen nah. Das Büro von Michael Kovacek geht gut und gerne als Mini-Museum durch, ein paar Schritte weiter warten Gemälde von Hermann Nitsch, Xenia Hausner, Herbert Brandl oder auch Maria Lassnig auf ihre neuen Besitzer. Als Kunstliebhaber und vor allem Kunstsammler ist man hier permanenten Versuchungen ausgesetzt. Aber Kovacek weiß sich einzubremsen: „Da gibt so viele Bilder, dass ich mich gar nicht entscheiden könnte!“ Das ist kein Kokettieren mit dem Überfluss an Kunst, die hier seit 30 Jahren versteigert wird, sondern Kovacek ist auch Geschäftsmann. Gemeinsam mit Ernst Ploil ist er einer der Gründer und Geschäftsführer des Auktionshauses im Kinsky und dieser Tage feiert man die Gründung des Auktionshauses vor 30 Jahren. Und auch, wenn der Nimbus von Auktionshäusern gerne in Richtung Millionenbeträge und spektakuläre Bietergefechte geht, so hat man vor drei Jahrzehnten mit 250 Quadratmetern und fünf Mitarbeitern angefangen. Heute sind es 1500 Quadratmeter und das im stattlichen Palais Kinsky in der Wiener Innenstadt.
Seitdem hat sich auch im Auktionswesen viel getan, das Internet war und ist ein Gamechanger: „Dadurch haben wir viel mehr internationale Auktionskunden. Stammkunden könnten theoretisch, sofern es dort Internet gibt, auch vom Südpol aus mitbieten.“ Auch die Einreichungen spiegeln eine internationale Klientel wider: Eines der Nitsch-Bilder kommt aus Mexiko, eines aus Italien, ein Werk von Hans Staudacher aus den USA. Dass gleich mehrere Werke von Hermann Nitsch ab heute versteigert werden, liege auch an der kräftigen Preissteigerung seiner Werke in den letzten Jahren. Das alles ist natürlich kaum vergleichbar mit den Millionendeals internationaler Auktionshäuser, wo etwa 2017 der „Salvator Mundi“ von Leonardo da Vinci, die Zuschreibung ist nicht restlos geklärt, um 450 Millionen Dollar versteigert wurde. Selbst für einen Profi wie Michael Kovacek „ist das rätselhaft“. Kunst ist längst zum oft hochpreisigen Spekulationsobjekt geworden, doch Kunstsammler ist man deshalb noch lange nicht, auch, wenn man diverse „Blue Chips“, also Kunstwerke sehr renommierter Künstlerinnen und Künstler besitzt, so der Experte: „Wenn jemand Kunst deshalb kauft, weil er glaubt, dass das Bild in fünf oder zehn Jahren mehr wert ist, dann ist er nicht wirklich ein Sammler.“
Wer einer werden will, der kommt an ein paar Hausaufgaben nicht vorbei: „Ganz wichtig: Ins Museum gehen, in Galerien gehen und sich dort inspirieren lassen. Auf Auktionen gehen, beobachten und erlernen, was die Dinge wert sind.“ Der Faszination der Kunst, der erliegt er selbst immer mal wieder. Kauft er also auch bei der Konkurrenz? „Ja, freilich! Ich kaufe für mich, wo etwas ist, was mich fasziniert.“
Von heute bis einschließlich Donnerstag ist Michael Kovacek in seinem eigenen Haus als Auktionator tätig. Unter anderem kommt am Abend beim Evening Sale als Höhepunkt das „Zornbild - Süsse Wiener Herzerln“ von Maria Lassnig unter den Hammer. Der Schätzpreis liegt bei einer Million Euro. Ein heißes Wettbieten scheint garantiert und das wohl auch bei Werken von Carl Moll und Rudolf Wacker. Wann ist man als Auktionator so richtig gefordert? „Am spannendsten ist es dann, wenn ich zehn Telefone gleichzeitig habe“, erklärt Kovacek. Und was macht einen guten Auktionator aus? „Ich muss die Kunden bei Laune halten, obwohl ich ihnen Schritt für Schritt mehr Geld wegnehme“, amüsiert er sich.