The Old Oak ●●●●●

Ein namenloses Kaff im Nordosten Englands, 2016. Die Gruben des früheren Bergbauortes sind dicht, Spekulanten kaufen die Häuser zu Spottpreisen auf, die Politik hat die Menschen vergessen. Das titelgebende abgewrackte Pub „The Old Oak“ ist der einzige Zufluchtsort für viele, es zerfällt beinahe. Ken Loach wählt ein Pub als Symbol für den Verfall der Gesellschaft. Nach „I, Daniel Blake“ (2016) und „Sorry We Missed You“ (2019) ist „The Old Oak“ der finale Teil seiner furiosen Trilogie, angeblich der letzte Film des 87-jährigen Chronisten der Arbeiterklasse.

In diesem tristen Szenario fährt ein Bus mit syrischen Flüchtlingen vor, die vom Pub-Besitzer TJ Ballantyne (Dave Turner) warmherzig empfangen werden. Die junge, kriegsgebeutelte Tara (Ebla Mari) freundet sich mit TJ an. Und in „Ziemlich beste Freunde“-Manier bekämpfen sie langsam die Vorurteile – im Hinterzimmer des Pubs bei gemeinsamen Essen. Kitschfreie Ode an die Humanität. (js)

Roter Himmel ●●●●○

Ein „Roter Himmel“ im Kino hat immer was zu bedeuten. Ein Waldbrand breitet sich an der Ostsee aus. Mit dem grantelnden Wiener Thomas Schubert als Jungautor mit Schreibblockade weicht der deutsche Autorenregisseur Christian Petzold seine Strenge auf. Vor allem, wenn er ihn auf die bezaubernd starke Frauenfigur von Paula Beer treffen lässt. Nach „Undine“ kreiert er in Teil zwei seiner Trilogie zur deutschen Romantik einen Schwebezustand. Auch dank des eingängigen Songs „In My Mind“ des Wiener Pop-Quartetts Wallners. (maw)

In voller Blüte ●●●●○

Manche Abschiede sind schwer. In „In voller Blüte“ reist Bernie Jordan, ein 89-jähriger Weltkriegsveteran, zum 70. Jahrestag des D-Days heimlich in die Normandie, um an den Feiern teilzunehmen. Dort wird er mit Erinnerungen konfrontiert und will sich von einem gefallenen Kameraden verabschieden, für dessen Tod er sich verantwortlich fühlt. Damit verabschiedet sich Schauspielstar Michael Caine von seinen Fans. Mit seinem Cockney-Akzent wirkte der Brite in mehr als 160 Filmen mit. Feine Tragikomödie nach wahrer Story. (sg)

Norwegian Dream ●●●○○

Mitfühlend erzählte queere Liebesgeschichte vor der wunderschönen Kulisse der norwegischen Fjord-Landschaft. In seinem Spielfilmdebüt skizziert der Filmemacher Leiv Igor Devold den harten Kampf von Selbstliebe und Emanzipation des 19-jährigen Polen Robert (phänomenal: Hubert Milkowski), der in einer Fischfabrik nahe Trondheim jobbt, um die Schulden seiner Mutter zu begleichen. In die Gemeinschaft der Gastarbeiter gut eingebunden, verliebt er sich in Ivar (Karl Bekele Steinland), Adoptivsohn des Fischfabrikanten. Während Robert seine Homosexualität geheim hält, lebt Ivar offen queer. Sensible Liebesszenen, harte Arbeitswelt und eine Geschichte vom norwegischen Traum.Mitfühlend erzählte queere Liebesgeschichte vor der wunderschönen Kulisse der norwegischen Fjord-Landschaft. In seinem Spielfilmdebüt skizziert der Filmemacher Leiv Igor Devold den harten Kampf von Selbstliebe und Emanzipation des 19-jährigen Polen Robert (phänomenal: Hubert Milkowski), der in einer Fischfabrik nahe Trondheim jobbt, um die Schulden seiner Mutter zu begleichen. In die Gemeinschaft der Gastarbeiter gut eingebunden, verliebt er sich in Ivar (Karl Bekele Steinland), Adoptivsohn des Fischfabrikanten. Während Robert seine Homosexualität geheim hält, lebt Ivar offen queer. Sensible Liebesszenen, harte Arbeitswelt und eine Geschichte vom norwegischen Traum. (js)