Take That sind in den 90ern zu Teenieidolen geworden. Groß war der Schock für die überwiegend weiblichen Fans, als die Boyband am 13. Februar 1996 ihre Auflösung verkündete. Keine zehn Jahre nach der Trennung feiern Gary Barlow, Mark Owen, Howard Donald und Jason Orange 2005 ihre Rückkehr. Allerdings ohne Robbie Williams, der die Band 1995 bereits wegen wachsender Spannungen verlassen hatte. Am Freitag bringen mit „This Life“ ein neues Album raus.

In Ohnmacht fallen Take-That-Fans mittlerweile eher selten. Die ehemalige Boyband, deren Mitglieder heute Anfang 50 sind, steht für ordentlichen Ohrwurmpop und lebensbejahende Texte. Die Briten selbst beschreiben ihr neuntes Studioalbum als neues Kapitel mit „schönen Melodien, erhebenden Refrains und eleganten Harmonien“. Das Trio bleibt dabei dem Popgenre treu, bis auf ein paar seichte Anleihen aus dem Country und Rock.

Der erste Track „Keep Your Head Up“ beginnt mit melodischen Klavierklängen und klingt zunächst wie Beruhigungsmusik zum Einschlafen. Der einsetzende, mehrstimmige Gesang ist verträumt und vermittelt wohlige Gefühle - so wie der Text: „Lass dich nicht unterkriegen, behalte einen starken Geist, lass los und halte nicht fest. “Diese Art von Kalendersprüchen zieht sich durch die zwölf Lieder der Platte, die keine konkreten, persönlichen Geschichten erzählen, sondern vielmehr ein Lebensgefühl transportieren wollen. Wie die optimistischen Gute-Laune-Songs „This Life“ oder „Brand New Sun“.

„Wir haben uns nicht vorgenommen, ein fröhliches Album zu machen, damit jeder jeden glücklich macht. Es spiegelt einfach auf lyrische Art wider, wo wir im Leben gerade stehen“, sagt Donald im dpa-Gespräch. Barlow ergänzt: „Textlich geht es sehr stark um unser Leben, die Herausforderungen und wie wir damit umgegangen sind. Das Album ist sehr reflektiert. “In „Days I Hate Myself“ singen die Briten etwa darüber, wer sie aus depressiven Phasen zurückholt: das Publikum. „Wenn wir auf Tour sind, gibt es definitiv Abende, an denen wir keine Lust haben, auf die Bühne zu gehen - ob wir wollen oder nicht. Du hast einfach einen schlechten Tag. Aber das Publikum baut dich innerhalb von Sekunden auf“, sagt Barlow.

Mit ihren Heile-Welt-Texten, aus heutiger Sicht fast epischen Songlängen von 3.30 bis 4.30 Minuten und dem Verzicht auf knallige Elektrobeats biedern sich die drei ergrauten Briten keinesfalls der Generation Z an. Sie sorgen vielmehr für nostalgische Gefühle und Erinnerungen an die Unbeschwertheit der 90er und 2000er. Eine Zeitreise wird für die Band auch ihr „Wetten, dass..?“-Auftritt am Samstag. Denn in der Show von Thomas Gottschalk feierten die Briten 1996 ihren vorläufigen Abschied von Fans im deutschsprachigen Raum und zehn Jahre später auch ihr Comeback.