Ihre glockenhelle Stimme war einst legendär. Heute ringt die Sängerin und Bürgerrechtsikone Joan Baez um manche Töne, die ihr einst selbstverständlich verfügbar waren. Im auf der Viennale gezeigten Dokumentarfilm „Joan Baez – I’m a Noise“ ist sie beim Stimm- und Sporttraining für ihre Abschiedstournee zu sehen. „Meine Stimme ist ehrlicher geworden. Sie hat 60 Jahre Lebenserfahrung mehr“, so Baez. Die heute 82-Jährige blickt im ruhigen, emotionalen Film schonungslos offen auf ihr Leben zurück – inklusive Schicksalsschläge und persönlicher Traumata. Als ausführende Produzentin der Doku von Karen O’Connor, Miri Navasky und Maeve O’Boyle war übrigens Sängerin Patti Smith (76) dabei.
Einzelne Stationen erklären, wie Baez zur Pazifistin wurde – wie die berühmte „I Have a Dream“-Rede von Martin Luther King (1929–1968) im Jahr 1963 in Washington, bis zu Konzerten, die Ex-Weggefährten Bob Dylan (82) zum Einstieg ins Musikbusiness verhalfen. Die Enttäuschung über die spätere Entfremdung wird spürbar. Den Humor hat sich Baez jedoch erhalten; sie scheint mit vielen Rückschlägen in ihrem Leben versöhnt. Erstmals ausführlich spricht sie von ihren „inneren Dämonen“, den Therapien und dem Vorwurf des Missbrauchs durch ihren Vater. Die Sängerin öffnete ihre Tagebücher, Medizinprotokolle und ihre Tonband-Tagebücher nebst unbekannten Fotos aus dem Familienarchiv. Kinostart: 28. Dezember.