Viele splitterfasernackte Menschen bot das erste herbst-Wochenende im Performance-Programm. Auf Mette Ingvartsens sinnliche Eröffnung in mehreren Akten folgte Samstagabend im Dom im Berg mit „Oh Magic“ ein Genre sprengender, technisch manipulierender Befreiungsschlag des oberösterreischen Choreografen Simon Mayer.

Wie von Zauberhand bewegten sich Klaviertasten, Schlagzeugbecken oder schmiegte sich das Mikrofon zärtlich wie ein Liebender oder eine Liebende an den Zeremonienmeister. Ein betörendes, einander begegnendes Spiel mit Robotik, Licht, Schatten, Sound, Nähe, Distanz, Körperlichkeit und dieser einzigartigen, ritenbehafteten Magie, die man nur auf der Bühne erlebt. Oder davor.

Die lustvolle Verspieltheit mündete zunehmend in ein tranceartiges, orchestrales Losgelöstsein, die Performer nahmen die Instrumente physisch in Besitz. Das steigerte sich zu einer sinfonischen Ekstase, einer Art schamanisches Ritual, das emotional aber abgekaspelt vom Publikum blieb. Der Versuch einer spirituellen Körperzustandsanalyse im Theater – die dem Publikum teils betörende, teils verstörende Bilder schenkt. Die Nacktheit, sie treibt die Handlung hier nicht voran. Die Aussage auch nicht. Schade.

"Oh Magic". Zu sehen wieder ab 19. Oktober im brut Wien.