Viel hat er gesehen, dieser wunderbare Stadl aus dem Jahr 1767. Eine grausame Geschichte wie jene, die Elfriede Jelinek in „Moosbrugger will nichts von sich wissen“ erzählt, hat er hoffentlich noch nicht erlebt: Das 2015 von Ferdinand Nagele und Anita Winkler ins Leben gerufene Kulturzentrum Griessner Stadl bringt bereits zum zweiten Mal eine Uraufführung der Literaturnobelpreisträgerin auf die Bühne. Eine frauenmörderische Sache, geradlinig inszeniert von Martin Kreidt.
In Jelinekscher Manier der Welterkenntnis über Spracherkenntnis wird Moosbrugger zum Anlass, die Aufmerksamkeit auf die Täterschaft und eine Figur zu lenken. Der Monolog hält sich nicht mit Moral auf und rückt auch nicht aus, um den Täter zu verteidigen. Entsprechend hart und heftig ist zuweilen, was die von Griessner Stadl-Hausherr Ferdinand Nagele gespielte Figur über die frauenmörderische Lust zu erzählen hat. Auf und ab schreitend wird er nicht nur vom Publikum skeptisch beäugt, das sich dem Erzählten stellen muss: Walter Ofner gibt den namenlosen und zugleich geschundenen Beobachter, der auf seiner Mini-Orgel diesem sprachwuchtigen Ereignis den rechten Ton verpasst.
Moosbrugger will nichts von sich wissen. 2., 3., 4. September, 19.30 Uhr. Stadl an der Mur 50. Karten: Tel. 0664 39 69 029. www.griessner-stadl.at