Sie beherrsche eine Dramaturgie der Stille, ähnlich den Dramen Ödön von Horváths, heißt es im Verdikt der Jury, die LisaWentz am Sonntag den Retzhofer Dramapreis verlieh. Neben 5000 Euro Preisgeld ist mit der Auszeichnung eine Uraufführung am Burgtheater verbunden. Prämiert wird die Tiroler Autorin für "Adern", einen Dramentext über eine junge Frau, die in den 50ern in ein Tiroler Bergdorf zieht, um den verwitweten Vater von dreier Kinder zu heiraten. Die Jury würdigt "ein überaus kunstvolles Volksstück" und konstatiert Wentz große "dialogische Könnerschaft".

Die aus Schwaz stammende Autorin, die zwischen 2014 und 2017 die Schauspielakademie Elfriede Ott besuchte, studiert seit 2018 an der Universität der Künste in Berlin Szenisches Schreiben. Ihr Stück „Aschewolken“ wurde beim Nachwuchswettbewerb zum Deutschen Kinder- und Jugendtheaterpreis 2020 mit einem Sonderpreis ausgezeichnet. Mit der Retzhofer-Auszeichnung tritt Wentz in die Fußstapfen von Preisträgern wie Gerhild Steinbuch, Ferdinand Schmalz, Miroslava Svolikova oder dem letzten Preisträger Thomas Perle (2019). Der Retzhofer Dramapreis wird seit 2003 vom uniT-Dramaforum vergeben und zählt zu den wichtigsten Theater-Nachwuchspreisen im deutschsprachigen Raum.

Die erstmals vergebenen Auszeichnungen für den Bereich "Theater für junges Publikum“ gingen an den Grazer Johannes Hoffmann für "nachtschattengewächse" und an den Aurich in Ostfriesland stammenden Till Wiebel für das Stück "Funken“. Hoffmann, dessen Stücke schon am Staatstheater Mainz, dem Kosmos Theater Bregenz, der Tafelhalle Nürnberg oder dem Heimathafen Neukölln uraufgeführt wurde von der Jury für seine "tiefgründigen Figuren" gewürdigt, "deren Konflikte ohne großes Drama und oft im Ungesagten augenscheinlich werden."

Edith Draxl, die künstlerische Leiterin des DRAMA FORUM von uniT, zeigte sich erfreut, dass trotz der erschwerten Bedingungen in der Vorbereitungsphase – einige Workshops konnten nur online stattfinden und es gab auch gemischte Formate – so viele gute Stücke eingereicht wurden. Und sie sprach die Hoffnung aus, dass, so wie in der Vergangenheit auch, nicht nur die Siegerstücke auf das Interesse von DramaturgInnen und Verlagen stoßen.