Es ist ein bisschen so, als würde man als unangekündigter Gast mitten in eine private Veranstaltung platzen: Die Blicke der Anwesenden, die auf einen gerichtet sind, die sind anscheinend freundlich, neugierig, skeptisch. Anscheinend? Ja, denn was weiß man schon, was sein Gegenüber über einen so denkt? Sein Gegenüber, der Affe. Sind es nicht immer nur Projektionen des Betrachtenden, die man dem Betrachter zuschreibt?

Die fünf Affenporträts der Klosterneuburger Künstlerin Veronika Hauer fordern einen auf, näher zu kommen – auch wenn manche Blicke eher Abwehr, eher Skepsis ausstrahlen. Vielleicht wird man sich jenem Affen nähern, dem das offensichtlich Clowneske eingeschrieben scheint. Vielleicht fühlt man sich als Mensch in seiner Gegenwart wohler als mit jenem, dem ein wohl wissender, beinahe menschlicher Blick anhaftet. Wer den Tieren nahe kommt, ist von ihrer Fragilität fasziniert: Linien, deren Schwung und Aneinanderreihung, Anknüpfung und farbliche Gegensätzlichkeit ein unendlich komplexes Bild ergeben. Kreise und Sterne bilden wiederum andere Teilfragmente, dicht, aber zart und von höchster Präzision.

Handlungsanweisungen aus dem Wunderland? Einblick in die Ausstellung von Veronika Hauer

Wer sich vom tierischen Quintett trennen kann, wechselt zwar nur in den Nebenraum, taucht aber in eine Art Sprachkosmos ein, den es zu entziffern und interpretieren gilt. Ausgangspunkt und zentrales Element auf diesen Pigmentdrucken sind einzelne Buchstaben des Alphabets, von Menschen nachgestellt und nachgezeichnet. Die nur auf den ersten Blick kindlich wirkenden Weisheiten oder vielleicht sogar Handlungsanweisungen sind gespickt mit lustvoll kreierten Satzkonstrukten, die mit feiner ironischer Klinge wie spitzbübische Botschaften aus dem Wunderland daherkommen.

Veronika Hauer – „M is for ...“
Bis 24. April. Galerie Zimmermann Kratochwill Graz.
zimmermann-kratochwill.com