Old School? New School? Völlig egal! Hauptsächlich "Good School". Wie divers, bunt und schrankenlos das Elevate-Festival ist, hat sich Freitag Abend auf wunderbare Weise im Grazer Orpheum gezeigt. Dort haben zwei DJ-Ikonen eindrucksvoll bewiesen, dass das "Plattenauflegen" keine Frage des Alters ist: Mit dem legendären Briten Gilles Peterson und seinem Landsmann David Rodigan haben zwei DJ-Veteranen den Dancefloor gerockt, dass die Funken nur so geflogen sind.
Gilles Peterson (56) prägte Mitte der 1980er-Jahre den Begriff Acid Jazz für einen Musikstil, der stark vom Jazz und Funk der 70er-Jahre beeinflusst war. 1988 gründetet er das Musiklabel "Acid Jazz", später das Label "Talkin' Loud", bei dem er u.a. Künstler wie Courtney Pine, Terry Callier oder Galliano unter Vertrag nahm. Seit 1998 präsentiert Peterson die Radiosendung "Worldwide" auf BBC Radio 1.
Und weltumspannend war auch sein Set am Freitag im Orpheum. Seinen "Arbeitsplatz" mitten im Saal positioniert, umgeben von einem tanzfreudigen Publikum, entführte Peterson in eine Welt von 1001 Klängen. Afrika, Südamerika, die arabische Welt, Europa - alles hat in diesem Kosmos Platz. Tiefenentspannt bediente der Londoner die zahlreichen Knöpfe und Regler, hantierte zwischendurch lächelnd mit schwarzem Vinyl, Spoken Words flossen in den süffigen Sound-Cocktail ein.
Zumindest musikalisch war die Welt für einige Stunden vereint, die Grenzen standen offen - Angst und Ablehnung findet auf anderen Bühnen statt. Seinen Stil hat Peterson in einem Interview einmal so beschrieben: "Man muss die Tanzenden auf eine Reise mitnehmen. Das kann sein, indem du dreissig Minuten lang geschmeidige Sounds spielst, dann plötzlich kommt der Moment, wo du das Ruder herumreisst, überraschst mit einem Stück, das den Groove völlig bricht. So verstehe ich die eigentliche Kunst des DJ."
Für "Positive Vibrations" hat auch der Kollege nach ihm gesorgt. David Rodigan (59) ist Besitzer des größten Archivs für Reggae-Dubplates und brennt seit 40 Jahren für den Sound Jamaikas. Seine Sets durchlaufen die Geschichte dieses Genres und sind gleichzeitig eine Reise durch das Dub beeinflusste Klanguniversum.
Wie ein gut gelaunter, äußerst agiler Freizeitkapitän schipperte Rodigan durch seine Klanggewässer. Lebensfreude und die Lust an der Bewegung standen im Mittelpunkt - und Rogigan war ein dynamischer Zeremonienmeister. "Old School", "Old School", rief er immer wieder in den Saal. Egal. Wie gesagt: Good School.
Fazit: Ob Elektronik, Experimentalmusik, gesellschaftspolitischer Diskurs - alles hat auf dem Elevate-Festival Platz. Nur eines nicht: Engstirniges Denken und Ausgrenzung.