Drei Konzerte mit Sogwirkung im sakralen Raum des Mausoleums: Wo Ferdinand II. 1637 im damals noch unfertigen Grabmal beigesetzt wurde und später Johann Fischer von Erlach eine frühe Talentprobe als Innenausstatter abgeben sollte, fand der erste Konzertabend im Rahmen des Elevate Festivals 2020 statt. Den Anfang machte die japanische Experimental-Vokalistin Hatis Noit mit ätherischen Gesängen zwischen fernöstlicher Klassik, westlicher Folklore und Avantgarde. Danach wurden die Maschinen angeworfen: Peter Kutins bei der ars electronica ausgezeichnete „TORSO#1“ ist eine manipulative kinetische Soundskulptur, quasi ein klingendes Windrad: Vier Lautsprecher, montiert auf vier leuchtenden Rotoren, die sich mal schneller, mal langsamer bewegen, Rückkoppelungen und Signale erzeugen – teils hypnotisch, teils bedrohlich, immer irritierend.
Eine Vierteltonne Computermusikgeschichte avant la lettre machte den Abschluss: Dorian Concept und Zanshin bedienten vierhändig den Max Brand Synthesizer, einen der ersten modularen Synthesizer überhaupt, gebaut ab 1957 von Bob Moog für den in die USA emigrierten österreichischen Komponisten Max Brand. Der „Opa“, wie die beiden den Koloss liebevoll nennen, mit seinem warmen, breiten Sound und auch all seinen Macken steht klar im Zentrum des Auftragswerks „Half Chance“. Tasten-Wizard Dorian Concept bedient Keyboard und Pedale (eine Besonderheit des Instruments), während Zanshin Regler und Schaltkreise umsteckt. Schönstes Besucherzitat, als nach dem Konzert viele bewundernd nach vorne strömen: „Das ist wie ein zweiter Altar“.