Die Stofftapeten rot, der Luster mächtig, die Ausstattung amourös. Eine Wand fährt hoch und gibt durch eine Glasscheibe den Blick auf den Urzustand frei: Dort, wo sonst Tänzerinnen für Voyeure ihre erotische Kunst vollführen, ist an diesem Abend der Garten Eden angesiedelt. Ja, das Duo Julalena hat für seinen Jahresrückblick „Zeit im Bild 20:18“ ein Grazer Laufhaus als Bühne gewählt. In zwölf Etappen wird das Jahr rekapituliert, beginnend bei Banksys Schredder-Kunst über #MeToo und den Kneissl-Knicks bis zu herrlich-klugen Persiflagen auf den österreichischen Kulturbetrieb. Den Kitt zwischen den Episoden bilden Bibelzitate. Das Publikum begleitet die Protagonistinnen durch den Kosmos der gekauften Liebe von Raum zu Raum, sucht in Eden nach Erkenntnis.
Dabei gelingt Lena Westphal und Jula Zangger Erstaunliches: Sie verbinden Leichtigkeit mit Präzision, sind hochprofessionell, nehmen ihre Arbeit ernst, ohne je todernst zu sein. Das auf den Punkt gebrachte Dacapo von Handkes „Selbstbezichtigung“ – es war schon Teil von „ZiB 20:17“ – ist schließlich das würdige Finale eines grandiosen Abends.
Zeit im Bild 20:18. Colosseum, Eggenbergergürtel 21, Graz. 22.–24. Februar, 1.–3. und 8.–10. März, 19 Uhr. Karten: 0664 50 66 786.
Reservierung empfohlen. Infos: julalena.com