Freitagabend war er, stilecht mit Lederhose zum Smoking-Oberteil, die Mitternachtseinlage beim Semperopernball in Dresden: der selbst ernannte Volks-Rock-’n’-Roller Andreas Gabalier (34). Dort konterte er seinen Kritikern, live auf MDR, so: „Ich bin nicht umsonst so groß geworden, um jetzt so klein zu denken oder klein zu reagieren.“
Der Sänger steht seit Tagen unter Beschuss. Gestern Abend bekam er den Karl-Valentin-Orden der Münchner Faschingsgesellschaft Narrhalla in München verliehen.
Und dabei wurde auch sein Song "Hulapula" von der Faschingsgilde "Siegburger Funken" interpretiert. Laudator Peter Kraus verteidigte ihn in seiner Laudatio. Er sagte laut Beobachtern: "Uns verbindet die Leidenschaft für schöne Frauen." Außerdem: "Nicht die Politik oder die Presse, nur die Fans sind sein Maßstab." Davor soll Kraus noch die Melodie von „Sugar Bay“ angestimmt haben – mit diesem Text: „Er hat Muskeln und hat Hirn, und ‘ne Tolle auf der Stirn“. Außerdem: "Du hast die Lederhose salonfähig gemacht - und ich vor Jahren die Jeans."
"Lausbua in der Lederhosn"
Die Kritik wies Gabalier in seiner Dankesrede für den Orden zurück, verbunden mit einer "Rüge mit einem Augenzwinkern an die Medienlandschaft". Die Anschuldigungen seien haltlos und er distanziere sich von dem, was ihm vorgeworfen werde. Ein Grund für die Kritik sei für ihn Neid, deutete Gabalier an. "Wenn da so ein Lausbua in der Lederhosn daherkommt, dann mag das schon sein, dass das dem einen oder anderen nicht schmeckt, dass man da solche Massen bewegt." Den Orden werde er "mit einem breiten Grinser" über die Fotoserie seiner bisherigen Münchner Konzerte hängen.
Der Verein würdigt ihn als "Volkssänger 2.0", der bei seinen Konzerten volkstümliche Musik mit Stadionrock verbinde.
Die Kritiker
Der Vorwurf von Valentins Testamentsvollstrecker, Gunter Fette, lautete: Er sei „homophob, frauenfeindlich und spiele mit faschistischen Symbolen“. Noch mehr Kritik: Unter anderem äußerten sich die Direktorin des Valentin-Karlstadt-Musäums, Sabine Rinberger, und der Vorsitzende des Valentin-Karlstadt-Fördervereins, Reiner Knäusl, kritisch zur Vergabe der Auszeichnung. "Da dreht's mir nicht nur den Magen um, da zerspringt mir das Herz", äußert sich Rindberger mit deutlichen Worten zu diesem Thema.
Was der Sänger sagt
Gestern Nachmittag vor der Preisverleihung sagte der „Hulapalu“-Sänger zur Kleinen Zeitung: „Es ist eine Frechheit, was da gerade passiert.“ Und: „Ich habe es allmählich satt, dass ich mich rechtfertigen soll, dass ich nicht homophob, nicht fremden- oder frauenfeindlich bin. Ich bin keines davon.
Und man wird auch in meinen Texten keine einzige derartige Passage finden.“ Es sei ihm „schon klar, dass einige Menschen mit meiner Lebensweise nicht einverstanden“ seien. Aber: „Was jetzt passiert und behauptet wird, hat eine Dimension erreicht, die erschütternd ist“, erklärte er. Und: „Ich habe um diesen Preis nicht gebeten, aber ich werde ihn natürlich entgegennehmen."