Als Bürgermeister der ukrainischen Hauptstadt Kiew hat Ex-Boxweltmeister Vitali Klitschko die Stadt für den Eurovision Song Contest (ESC) modernisiert. 20.000 Gäste aus dem Ausland erwartet die Millionenmetropole allein zum Finale am Samstag. Der 45-Jährige erzählt im Interview, warum sieben Millionen Euro für die Stadt nicht zu viel als ESC-Investition sind.
Welche Bedeutung hat der ESC für Sie und die Ukraine?
Klitschko: Ich habe mich riesig gefreut. Das war ein Traum. Meine Aufgabe als Bürgermeister ist es, viele kulturelle und sportliche Events nach Kiew zu bringen. Die Stadt hat ein riesiges touristisches Potenzial. Dazu noch bringt die Musik den Menschen gute Laune. Es ist kein Geheimnis: Ein großer Teil der Menschen in der Ukraine ist richtig depressiv. Wir haben im Moment wegen des Konflikts in der Ostukraine eine schwierige Zeit und wir brauchen positive Emotionen.
Wo werden Sie das Finale schauen, und wer ist Ihr Favorit außer der Ukraine?
Klitschko: Das Finale schaue ich mir als einfacher Zuschauer an. Die richtigen Emotionen spürt man nur, wenn man in der Halle ist. Für wen ich stimme, kann ich aber jetzt noch nicht sagen. Im Finale werde ich dann entscheiden.
Was waren die größten Probleme bei der Vorbereitung?
Klitschko: Ich möchte eigentlich nicht über Probleme sprechen. Alle Gäste müssen glücklich sein, das ist das Wichtigste. Was hinter der Kulisse läuft, ist nicht besonders wichtig.
Es gab die Initiative, den riesigen Stahlbogen der Völkerfreundschaft in Regenbogenfarben zu bekleben. Warum wurde das nicht vollendet?
Klitschko: Es war nicht meine Initiative. Im Moment ist es in der Gesellschaft recht schwierig. Es gibt verschiedene Strömungen, was gut ist. Das ist Demokratie, wenn Leute ihre Meinung offen sagen können. (...) Sehr wichtig ist es, Kompromisse zu finden. Demokratie ist Freiheit, aber kein Chaos. Eines möchte ich sagen: Es ist keine leichte Aufgabe Bürgermeister zu sein. Weltmeister im Schwergewicht zu sein, war viel, viel einfacher als Bürgermeister. Damals hatte ich drei Kämpfe im Jahr gehabt. Jetzt habe ich jeden Tag einen Kampf.
Sind die Vorbereitungskosten auf den ESC für die Stadt gerechtfertigt?
Klitschko: 200 Millionen Griwna (6,96 Mio. Euro) - das ist viel Geld. Es gibt auch viele Diskussion darum. Aber die ganze Welt schaut auf die Stadt. Das ist eine Super-Promotion. Wie viel würde es kosten, weltweit für unsere Stadt zu werben? Das ist dann eine sehr kleine Summe. (...) Derjenige, der sagt, dass es viel zu viel sei und wir brauchen so etwas nicht, dem sage ich: Nein. Wir brauchen so viel wie möglich solche Events. Für eine positive Ausstrahlung. Wir müssen für unsere Stadt, unser Land werben. Und eine bessere Möglichkeit haben wir nicht.