Wenige Stunden vor Beginn der großen Finalshow des Eurovision Song Contests (ESC) in Wien zeigten sich auch die Ehrengäste beim Gang über den roten Teppich gespannt und vorfreudig. "Das ist schon etwas Besonderes. Ich drücke den Österreichern auf jeden Fall die Daumen", sagte Bundeskanzler Werner Faymann (SPÖ), der sich schon auf ein Treffen mit Conchita Wurst freute.

"Wichtiges gesellschaftspolitisches Statement"

Vizekanzler Reinhold Mitterlehner (ÖVP) gestand gegenüber der APA, den Song Contest im vergangenen Jahr zum ersten Mal zur Gänze mit verfolgt zu haben. "Heute werde ich mich einfach vom Abend überraschen lassen", sagte er. Den Sieg der bärtigen Dame im Vorjahr bezeichnete Mitterlehner als "wichtiges gesellschaftspolitisches Statement." Kurz vor dem großen Finale zeigte sich auch ORF-Programmdirektorin Kathrin Zechner, die gemeinsam mit der Schauspielerin Ursula Strauß ("Schnell ermittelt") und Aktrice Adina Vetter ("Vorstadtweiber") erschien, nervös. "Puls 340, im Hirn klar, mit dem Herzen dabei. Es wird schon schief gehen", lachte sie.

Mit "gut aufgewärmter Stimme" erschien auch ÖFB-Teamchef Marcel Koller am roten Teppich. "Ob es bis zum Schluss reicht, weiß ich nicht", sagte Koller, der nach dem Ausscheiden der Schweiz Österreich, Schweden, Italien und Deutschland die Daumen drückt. Auf die richtige Taktik für den Gewinn des Spektakels wollte er sich aber nicht festlegen. "Ich denke, es geht vor allem um die Stimme, aber natürlich auch um Emotionen." Nicht als Wettbewerb, sondern als einende Veranstaltung wollte Tänzerin Karina Sarkissova den Song Contest sehen. Dass Wien seinem momentanen Ruf als tolerante und weltoffene Stadt auch nach dem Event gerecht wird, bezweifelte sie aber. "Ich hoffe es, aber ich glaube leider, dass es nicht so sein wird."

"Das muss sich halten", meinte dazu "Soko Donau"-Darstellerin Lilian Klebow. "Wir sind ja auch sehr tolerant, schließlich sehe ich Conchita sogar ein wenig ähnlich", scherzte ihr Mann, Schauspieler Erich Altenkopf. Klebows Serienkollege Dietrich Siegl wurde von seiner ESC-begeisterten Tochter zur Teilnahme "vergattert". "Es ist nicht so ganz meine Musik, denn ich bin ja eigentlich ein alter Hippie. Aber ich freue mich schon sehr und habe in den Halbfinals schon tolle Sachen gesehen", sagte er. Alleine der Haarpracht wegen würde Siegl daher auf die heimischen Makemakes setzen.

"Ich treffe jeden Ton beim Jubeln"

Nachdem der Life Ball erst vergangenes Wochenende über die Bühne ging, konnte sich Samstagabend auch Organisator Gery Keszler dem Song Contest zuwenden. "Ich habe keine Ahnung,  wer gewinnen wird. Hoffentlich der Beste", sagte er. Nach seiner emotionalen Rede beim Life Ball, bei der er erstmals öffentlich über seine HIV-Infektion sprach, habe er tausende "liebe Briefe" bekommen. "Das habe ich wirklich nicht erwartet. Ich würde gerne jedem einzelnen zurück schreiben", sagte er.

Vorfreudig blickte der TV-Moderator Armin Assinger auf den Abend. "Ich treffe jeden Ton beim Jubeln", scherzte er. "Das wird man nur einmal im Leben sehen, deshalb genießen wir die Show heute einfach", erklärte er. Bei der österreichischen Modebloggerin Madeleine Alizadeh ("Dariadaria") fiel der Siegertipp auf Belgien. "Die österreichischen Teilnehmer kenne ich leider gar nicht", gestand sie und bezeichnete Conchita Wursts Siegerlied "Rise like a Phoenix" als ihr ESC-Highlight der letzten Jahre. Ein Ampelmännchen-T-Shirt konnte die Modeexpertin bisher noch nicht ergattern. "Das ärgert mich total, denn ich bin auf jeden Fall die Erste, die das befürwortet", meinte sie.