Alf Poier ist mit seinem sechsten Platz beim Song Contest 2003 zwar einer der erfolgreichsten österreichischen Kandidaten, ein Fan des Bewerbs wird der 48-jährige Kabarettist in diesem Leben wohl keiner mehr. "Es ist natürlich die größte Musikshow der Welt und für Wien eine 'Wien-Win'-Situation und sie hat Kultcharakter mittlerweile, aber musikalischen überzeugt sie mich in keinster Weise."
Vor zwölf Jahren trat Poier mit dem Song "Weil der Mensch zählt" in Lettland an. "Ich sag jetzt einmal, dass man über die musikalische Qualität des Song Contest nicht zu diskutieren braucht. Ich glaube 99 Prozent der Lieder dort hört man einmal, vergisst sie und sie verschwinden dann auch für immer wieder. Irgendwer schreibt für irgendwen ein Lied, das dann irgendwo präsentiert wird", findet Poier im Gespräch mit der Austria Presseagentur trotz seines damals beachtlichen Abschneidens nur wenig Gutes.
Mit Conchita Wurst ging im vergangenen Jahr wohl eine Repräsentantin an den Start, die nicht zu diesen 99 Prozent gerechnet werden kann. Poier kommentierte damals in einem Interview mit der "Ganzen Woche" die später siegreiche Pop-Diva unter anderen mit den Worten "Wenn jemand nicht weiß, ob er ein Manderl oder ein Weiberl ist, dann gehört er eher zum Psychotherapeuten als zum Song Contest". Es folgte eine Relativierung dieser und weiterer homophober Aussagen sowie eine Gratulation nach dem Sieg.
Rund ein Jahr später will Poier die negative Verbindung mit Wurst im Vergangenen ruhen lassen, obwohl es der Zufall so will, dass am 12. Mai zeitgleich die Poier-Ausstellung im Bank Austria Kunstforum öffnet, wie auch die Präsentation der neuen Conchita-Wurst-Wachsfigur im Madame Tussauds Wien über die Bühne geht. "Es ist viel Wasser die Donau herunter geronnen, aber ich möchte mich zu diesen Dingen öffentlich gar nicht mehr äußern. Ich bin drauf gekommen, dass man politisch mittlerweile derartig instrumentalisiert wird - und ich habe keine Lust mich von irgendwelchen Parteien, Menschen oder Organisationen, die dann meine Worte auf ihre Fahnen heften, benützen zu lassen. Vor allem von Parteien, mit denen ich wirklich nichts zu tun haben will und von denen ich mich distanzieren möchte." Geschadet hätten ihm die damaligen Aussagen jedoch nicht - dies würde er dezidiert ausschließen, so Poier auf weitere Nachfrage.
Dass diese Sager unmittelbar mit der Entscheidung seines ehemaligen Managers Rene Berto im Juni 2014 die Arbeit mit ihm aufzukündigen zu tun hätten, relativierte der Kabarettist jedoch. "Ich habe ihm bereits im März angekündigt, dass ich wegen meiner chronischen Magenprobleme eine längere Pause plane", nannte Poier einen weiteren Grund dafür.
Zwei ESC-Versuche scheiterten
Dem 48-Jährigen selbst blieb 2005 ein zweiter ESC-Anlauf verwehrt, da ein neues Wertungssystem den Global Krynern damals den Vorzug gab, obwohl diese 45.000 Stimmen weniger als Poier bekommen hatten, der 106.000 für sich reklamieren konnte. "Ich sehe mich ja persönlich nicht als Opportunisten, sage ich mal. Wobei Opportunisten ja in vielerlei Hinsicht oft gefragter sind und mit denen vielleicht einfacher zusammenzuarbeiten ist ... und da wollte man das zweite Mal wohl lieber mit wem anderen fahren als mit dem Poier", kommentierte er die damalige Entscheidung.
Ein dritter Anlauf scheiterte dann 2011, als er erneut antreten wollte, um "die mit Abstand schlechteste Musikshow der Welt künstlerisch etwas aufzuwerten", wie er damals in einer Aussendung mitteilte - doch auch der "Happy Song" konnte sich nicht durchsetzen.