Ein Vorstoß der Wirtschaftskammer zur Ausweisung von Tourismuszonen in Wien hat die Debatte um die Sonntagsöffnungszeiten erneut angeheizt. Die Fronten bleiben verhärtet. Während der Handel auf eine zumindest beschränkte Liberalisierung drängt, wehren sich kirchennahe Organisationen. Sie warnen vor "schwerwiegenden Nachteilen für die Handelsangestellten": Der Sonntag verkomme dadurch zu einem Arbeitstag, kritisiert die "Allianz für einen freien Sonntag".
Wiens Bürgermeister Michael Häupl zeigt sich zumindest gesprächsbereit. Bedingung sei allerdings eine Einigung der Sozialpartner. Die Wahrscheinlichkeit einer Einigung ist denkbar klein. Die Arbeiterkammer (AK) warnte zuletzt sogar dezidiert vor einer schleichenden Ausweitung der Sonntagsarbeit, der "unbedingt Einhalt geboten werden müsse". Schon jetzt würden 460.000 Beschäftigte zumindest zwei Mal pro Monat auch sonntags arbeiten.
"Wollen Party machen"
Einen Fürsprecher finden die Befürworter der Sonntagsöffnung in Harald Nograsek, Chef der Verkehrsbüro-Gruppe, Österreichs größter Hotelbettenanbieter. Er hat vor allem den Song Contest im kommenden Frühjahr im Auge: "Ich wünsche mir schon, dass es da eine Ausnahme gibt und am Wochenende die Geschäfte aufsperren", sagt er. "Bei so einem Ereignis kommen junge Menschen zu uns, die etwas erleben wollen, Party machen, durch eine lebendige Stadt gehen und nicht vor verschlossenen Geschäften stehen wollen. Es muss ja nicht gleich die ganze Stadt aufsperren."
Warnungen, diese Ausnahme könne zur Regel werden, schlägt er in den Wind: "Die Gefahr, dass der Song Contest so schnell wieder hierherkommt, ist meiner Meinung nach nicht so groß."
Auch sei die Stadt für den erwarteten Ansturm gerüstet. "Es gibt in Wien 65.000 Betten - 20.000 werden voraussichtlich gebraucht", rechnet er vor.
Klaus Höfler