Hin und wieder muss man sich selbst ein bisschen demütigen, auf die Stopptaste drücken und beim Inhalt kurz zurückspringen. Es ist halt eine schlechte Kombi: das Hirn zu langsam und der Actionfilm zu schnell. Aber gut, nach 20 Minuten hat man es dann auch gecheckt: Rachel Stone (Gal Gadot) ist alles andere als die zurückhaltende MI6-IT-Expertin, die bei Außeneinsätzen im Wagen bleiben muss, weil sie zwischen all den Krav Maga oder sonstigen Selbstverteidigungsfuchtlern gnadenlos untergehen würde.

Wenn sie mal nicht beim MI6 eingeschleust wird, werkelt sie für eine Vereinigung namens „The Charter“, die heimlich, aber nicht immer ganz still und leise die Superschurken in Schach hält. Das Hirn, die Organisation nennt es auch Herz, aber daran werden sich bisweilen die Geister scheiden, ist ein Quantencomputer, der Querverbindungen in Rekordzeit herstellt. Bedient wird der digitale Schlaumeier von Matthias Schweighöfer, der natürlich supernerdig ist. Wie es sich für Actionfilme halt so gehört: Jeder, der mehr als Excel kann, ist schon ein Nerd. Ansonsten darf man ruhig die Messlatte hochlegen und Vergleiche mit der Königsdisziplin ziehen, die da naturgemäß James Bond heißt.


Schamlos, aber filmisch gewinnbringend hat man das globale Locationhopping abgekupfert: Südtirol, London, Lissabon, Senegal und Island – Sightseeing entlang gut choreografierter Actionszenen, bis auf ein paar gar holprige Fallschirmszenen einmal abgesehen. Dann läuft es im Grundton wie geschmiert, also Gal Gadot läuft, schießt, fliegt durch die Luft, aber ist weit davon entfernt, eine gut geölte Kampfmaschine zu sein: Irgendwo reißt sie immer eine Schramme auf. Gut so! Weniger gelungen ist die Gegenseite, der mag es zwar auch an Diabolik mangeln, aber das wäre vernachlässigbar, wenn die Geschichte der beiden Protagonisten und ihre Motivlage wohl deutlich mehr Tiefgang hätte.

Stellt sich noch die ultimative Frage: Braucht die Welt noch eine neue Actionfilmreihe? Sicher, denn die Zeit der Actionheldinnen hat gerade erst begonnen. Und Gal Gadot als Rachel Stone hat hier ordentlich vorgelegt – eine Agentin mit weniger persönlicher Verbissenheit, aber dafür mit viel Herz und schnellem Hirn.

Bewertung: ★ ★ ★ ☆ ☆ (3/5)

„Heart of Stone“ auf Netflix.