Über 23 Jahre ist es her, dass Pizzalieferant Fry in eine Kältekammer fiel und sich nach einem tausendjährigen Schlaf ganz plötzlich im hypermodernen New York im Jahr 3000 wiederfand. In der Zwischenzeit hat sich im Serienkosmos von "Futurama", dem zweiten Geistesprodukt von "Simpsons"-Erfinder Matt Groening, einiges getan. Im Gegensatz zur quietschgelben Mutterserie war die animierte Sci-Fi-Sitcom stets an komplexeren Erzählungen interessiert, scheute sich nicht vor narrativen Kniffen, die auch Einfluss auf das gesamte Serienuniversum nehmen würden.

Da wurde dann der zeitreisende Protagonist etwa zum eigenen Großvater oder die mutmaßliche Zyklopin Leela als Tochter von Kanalmutanten enttarnt. Das Autorenteam zauberte aus jeder noch so narrischen Idee ein schlüssiges, häufig sogar brillantes Episodenkonzept. Kein Wunder, bei diesen Köpfen: Mit drei Doktortiteln, sieben Masterabschlüssen und mehreren Harvard-Ausbildungen auf dem Buckel gehört das Team zu den überqualifiziertesten im Showbusiness.



Trotz treuer Fangemeinde wurde nie so richtig an den Erfolg geglaubt – von Absetzungen könnte die Serie ein Lied singen. In der Premierenfolge der elften Staffel zieht man daher selbstironisch Bilanz zum eigenen Schicksal, Seitenhiebe gegen unsinnige Streamingalgorithmen gibt's obendrauf. Kaum zu glauben, dass ausgerechnet "Futurama" noch den Sprung ins Streamingzeitalter wagen würde, hatte die Serie doch 2013 ihre Figuren in einem bittersüßen Timeloop begraben – das perfekte Finale. Wie ein seelenloser Studioroboter (angesichts der Entwicklungen im Autorenstreik beängstigend zeitgemäß) im Auftakt der Reboot-Season aber korrekt meint, ist im nostalgievernarrten Fernsehsektor heutzutage "alles verhandelbar". Sie wurden also aus der Zeitschleife herausgeholt: Kindskopf Fry, die taffe Leela, Robo-Sprücheklopfer Bender, der schrullige Professor Farnsworth, Krustentier Dr. Zoidberg und der Rest der intergalaktischen Planet-Express-Crew.

Überraschenderweise zeigt sich aber, dass selbst 2023, Pardon: 3023, das Genie der Serie noch nicht ihren Zenit überschritten hat. Etablierte Handlungsstränge werden liebevoll weitergesponnen, zeitgenössische Streitthemen wie Kryptowährung oder das Amazon'sche Ausbeutertum bieten sich als satirische Angriffsflächen an. Misslungene Gags lähmen das Pointenfeuerwerk nur am Rande. Denn der Blick in die Zukunft bleibt so clever und komisch wie immer.

Bewertung: ★ ★ ★ ★ ☆ (4/5)

"Futurama" ist auf Disney+ zu sehen.