Männer und Frauen als beste Freunde – im Alltag ist das nicht ungewöhnlich. In Film und Fernsehen aber noch immer ein Thema, an dem sich Drehbuchautoren mit Vorliebe abarbeiten. Man denke nur an den Klassiker "Harry und Sally". Hier landeten die Hauptfiguren letztendlich miteinander im Bett. Anders in "Platonic". Die Showrunner Francesca Delbanco und Nicholas Stoller wollen in der Serie keine "Werden sie, oder werden sie nicht"-Geschichte erzählen. Sie konzentrieren sich darauf, zu erörtern, warum eine beste Freundschaft mit dem anderen Geschlecht besonders sein kann. Welche Herausforderungen miteinander man auf platonischer Basis nicht durch die rosa Brille betrachten muss. Und wie schwer sich manche Menschen tun, in solche Beziehungen nicht mehr hineinzuinterpretieren.
Rose Byrne und Seth Rogen, die schon in den beiden "Bad Neighbors"-Filmen perfekt harmoniert hatten, spielen diesmal nicht ein Ehepaar, sondern die titelgebenden besten Freunde aus College-Zeiten. Nur dass ihre Sylvia und sein Will seit fünf Jahren keinen Kontakt mehr hatten. Damals hatte sie ihm gesagt, dass seine zukünftige Frau Audrey (Alisha Wainwright) eine schlechte Wahl für ihn wäre. Die Freundschaft der beiden überlebte das nicht. Sylvia fiel dabei durchaus auf, dass Wills Kumpel Andy (Tre Hale) Ähnliches über Audrey zu sagen hatte – von ihm wandte sich Will aber nicht ab.
Doch nun steht bei Will die Scheidung ins Haus und Sylvias Ehemann Charlie (Luke Macfarlane) motiviert sie, für den alten Freund da zu sein. Nach einem ersten steifen Treffen im Coffeeshop tauen die beiden bei einer durchzechten Nacht in Wills Pub und im Pfandhaus auf. Die alte Chemie ist wieder da, die Probleme, in denen man sich unterstützt, sind es auch. Will muss sich mit Audreys nicht ganz falschem Vorwurf befassen, er sei noch immer ein Mann-Kind. Und Sylvia steht vor der Frage, was sie nach drei Kindern und einer geopferten Karriere als Nächstes mit sich anfangen will.
"Platonic" ist, wie man von einem Byrne-Rogen-Vehikel erwarten kann, oft übertrieben chaotisch und sehr auf den einen oder anderen platten Witz ausgelegt. Doch es ist erfrischend zu sehen, wie unvollkommen und nachvollziehbar die Figuren geschrieben sind. Die Freude der Hauptdarsteller, ihr voller Körpereinsatz sowie die immer wieder eingeschobenen leiseren Töne transformieren das auf den ersten Blick etwas altbackene Material zu gelungener Unterhaltung.
"Platonic" ist auf Apple TV+ zu sehen.
Bewertung: ★ ★ ★ ★ ☆ (4/5)
Susanne Gottlieb