In seinem Genre-Klassiker "Dead Ringers" ("Die Unzertrennlichen") widmete sich Body-Horror-Spezialist David Cronenberg 1988 einem als Frauenärzte tätigen Zwillingsduo, deren schier unzertrennliche Bindung durch eine unerwartete Beziehung auf die Probe gestellt wird. Alice Birch hat den Cronenberg’schen Meilenstein nun als sechsteilige Miniserie ins Heute transferiert und aus den Ärzten wurden Ärztinnen. Die Hauptfiguren Elliot und Beverly (Oscarpreisträgerin Rachel Weisz) mögen nahezu identisch aussehen, haben aber gänzlich unterschiedliche Persönlichkeiten: Während Beverly ein relativ ernstes, ruhiges Gemüt an den Tag legt, nimmt sich Elliot kein Blatt vor dem Mund. Beide eint aber die Hoffnung auf revolutionäre Durchbrüche in der Geburtenforschung sowie eine nahezu telepathische Bindung, wie sie nur eineiige Zwillinge haben können.
Als Beverly sich kopfüber in ein wildes Abenteuer mit einer jungen Schauspielerin stürzt, nimmt die Dynamik zwischen den beiden jedoch ungeahnte Formen an. Es entbrennt eine geschwisterliche Rivalität, die noch gefährliche Auswirkungen haben sollte.
Die Serienadaption überträgt die Prämisse des Originalfilms mühelos ins 21. Jahrhundert, aber aus der weiblichen Perspektive heraus, lassen sich neue Beobachtungen entnehmen, die ganz den Zahn der Zeit treffen. Am Ende ist es aber das meisterlich nuancierte Schauspiel von Rachel Weisz, das der Serie den nötigen Pep verleiht. Ein visuell anregendes Vergnügen, das sozialsatirische Spitzen, pechschwarzen Humor und beunruhigende chirurgische Eingriffe zum hypnotischen Genre-Cocktail vereint.
Bewertung: ★ ★ ★ ★ ☆ (4/5)
"Dead Ringers" ist auf Amazon Prime zu sehen.
Christian Pogatetz