Manchmal braucht es gar kein Drehbuch, da reicht es, wenn man die Wirklichkeit abbildet. Die erscheint bisweilen ohnehin mehr surreal denn real. Als im Juni 2018 die erste Staffel der HBO-Serie "Succession" über die Bildschirme flimmerte, war allen schnell klar: Beim Patriarchen des Medienimperiums handelt es sich ohne Zweifel um Rupert Murdoch. Unter anderem Besitzer der Fake-News-Schleuder Fox News, der Donald Trump hofierte, pushte und die Erstürmung des Kapitols kleinredete. Ende Februar wurde bekannt, dass Murdoch in einer eidesstattlichen Erklärung vor Gericht zugegeben hat, dass mehrere Moderatoren von Fox News die Trump-Lüge vom Wahlbetrug verbreitet haben. Ebenso wenig zimperlich ist Murdochs Pendant Logan Roy (Brian Cox) in "Succession", der in der vierten und letzten Staffel sein Imperium vor seinen eigenen Kindern verteidigen muss. Viele Jahre haben sich die drei Söhne und eine Tochter gegenseitig ausgetrickst, untereinander gepackelt und die Hackeln geschmissen – jetzt ist Vati dran.
Die vielfach ausgezeichnete Serie ist weit mehr als nur ein kurzweiliger Roadtrip auf der Straße der Gewinner und Verlierer. Zwischen Vorstandsbüros, Privatjets und Penthäusern mit atemberaubender Aussicht rotiert das ganze Karussell der Machtvielfalt. Skizziert die Akteure, die Opfer und die Folgen von unkontrolliertem Machtrausch. Präzise löst die Serie die Mechanismen patriarchaler Strukturen heraus und gibt Einblicke in den Wettkampfmodus von Führungszirkeln. Hinzu kommt ein toxisch-emotionales Buhlen um die Gunst des Patriarchen, der ein Imperium zu vergeben hat. Es ist aber auch eine Welt, die so abgehoben ist, dass sie den Bezug zur Realität verloren hat. Das ist ganz jetztzeitig, denn nicht nur die Generation Z überdenkt sukzessive eine Arbeitswelt, die fortwährend die Taktung erhöht. Also weniger Machiavelli, mehr Tao Tao, aber lassen Sie das nicht Logan Roy hören.
"Succession" ist auf Sky zu sehen. Zunächst im Original, die deutsche Übersetzung folgt ab 11. April.
Bewertung: ★ ★ ★ ★ ★ (5/5)