Schallplatten, Kassetten, CDs: Auch wenn haptische Tonträger in den letzten Jahren unter Sammlern ein erfolgreiches Comeback erleben durften, spielen diese im Auge der Allgemeinheit keine bedeutende Rolle mehr. Längst schon ist in der Musikindustrie ein neues Zeitalter angebrochen. Ein Zeitalter, in dem analoge Medien von den unendlichen Möglichkeiten des World Wide Web überholt wurden. Ein Zeitalter, in dem ein jeder Wunschsong auf Knopfdruck über das eigene Smartphone abgespielt werden.

Das Aufkommen des Streamingdienstes Spotify war für diese Entwicklung unbestritten wichtig. 433 Millionen Nutzerinnen und Nutzer zählt die Audio-Plattform, rund 188 Millionen davon mit kostenpflichtigem Premium-Abonnement. Dabei fand das alles einst in einem kleinen schwedischen Start-up seinen Ursprung. Die Idee von Gründer Daniel Ek war es, eine sterbende Industrie auf benutzerfreundliche Weise wiederzubeleben. Eine Musikbibliothek mit schier grenzenlosem Angebot zu erschaffen. Und das noch dazu kostenfrei und – im Gegensatz zu Torrent-Alternativen á la Pirate Bay – sogar legal. Wie konnte diese auf den ersten Blick utopische Idee also eine gesamte, an kapitalistischen Interessen orientierte Industrie für sich einnehmen? Den nicht gerade einfachen Weg dorthin skizziert nun die Miniserie "The Playlist" (Netflix).

Anhand von sechs Folgen wird die Gründung des weltweit größten Audionetzwerkes auf dramatisierte, aber überaus fesselnde Weise nacherzählt. Jede einzelne der Episoden findet aus der Sicht einer jeweils anderen Person statt, deren Leben auf die eine oder andere Weise durch Spotify auf den Kopf gestellt wurde. Neben dem eigenbrötlerischen Gründer Daniel Ek (Edvin Endre) werden unter anderem Staranwältin Petra Hansson (Gizem Erdogan) und der schwedische Universal-Boss Peter Sundin (Ulf Stenberg) ins Zentrum gerückt. Streitereien um Lizenzrechte, Brüche mit dem eigenen moralischen Kodex und andere Intrigen sorgen für angemessenes Konfliktpotenzial. Mit rauschhafter Energie und knackigen Dialogen bringt die Serie Zuschauern die Entstehung einer neuen digitalen Weltmacht näher, die schleichend in unser aller Leben eingedrungen ist. Ein "The Social Network" für die nächste Generation.

Bewertung: ★ ★ ★ ★ ☆ (4/5)

"The Playlist" ist auf Netflix zu sehen.