Ein bisschen übernatürlich und ein bisschen göttlich darf es bei Tom Hiddleston schon sein. Schwärmerei ist das keine, sondern seinen Rollen geschuldet: Vampir, Gott Loki oder nun, wie in „The Essex Serpent“ (Apple TV+), ein Vikar. Zwischen Himmel und Hölle ist also alles möglich. Wobei die aktuelle Serie wie überhaupt die ganze Produktion ein wenig wie ein träges Wolkenfeld ohne klare Richtung dahin wabert. Dabei kann sich das Spielerfeld sehen lassen: Tom Hiddleston, Claire Danes und Clémence Poésy. Und die Romanvorlage von Sarah Perry liefert klassischen Zündstoff.

Die Witwe Cora (Danes) kann nach dem Tod ihres gewalttätigen Mannes endlich ihr Leben leben und begibt sich nach Essex, wo die Einheimischen eine Art Seemonster gesehen haben wollen. Cora sticht als Verfechterin der Naturwissenschaften mit ihren Fragen, ihrer Neugier bei der ländlichen Bevölkerung, die sich im Aberglauben suhlt, schnell auf Abneigung. Nur der verheiratete Vikar (Hiddleston) ist von ihr in mehrfacher Hinsicht begeistert. Diverse Spannungen in diesem spätviktorianischen Setting verdichten sich – zumindest theoretisch. In der Serienumsetzung bewegt man sich mit der Feuerquelle konstant von der Zündschnur weg. Die Figuren kommen sich zwar näher, bleiben aber mit ihren Ängsten, Wünschen und Leidenschaften oberflächlich, was mit diesem Team fast schon eine Kunst ist. Verständnisvolle Pädagogen würden sagen: Das kannst du besser!



Was Tom Hiddleston angeht, besteht daran kein Zweifel, wer die Serie „The Night Manager“ (Amazon Prime) noch nicht gesehen hat, sollte dies tun: Als Nachtmanager eines Hotels wird er zum Spion wider Willen, aber er schlägt sich mehr als passabel. So gut, dass seitdem sein Name beständig auf der Liste der James-Bond-Nachfolger auftaucht. Die Grundausstattung bringt er mit: Als waschechter Brite, in London geboren, liest sich sein Lebenslauf wie erfunden: aufgewachsen in Wimbledon und Oxford, Eton Collage und Studium der klassischen Literatur in Cambridge. Hinzu kommt: Der Shakespeare-Fan bringt jene intelligent-charmante Gewitztheit mit, die es für einen Bond zwingend braucht.

Auch kein Wunder ist, dass der 41-Jährige seit 2011 im Marvel-Universum eine der spannendsten Figuren verkörpert: Loki, der Gott des Feuers und der List. Im Gegensatz zu seinem Bruder Thor (Chris Hemsworth), der mit seinem Hammer für die Haudrauf-Performance zuständig ist, beherrscht der zwielichtige Loki die ganz feine Klinge. Und das so formidabel, dass er seit einem Jahr mit „Loki“ (Disney+) eine eigene Serie hat.

"The Essex Serpent" ist auf Apple TV+ zu sehen