Wenn Udo Jürgens wehmütig „Ich war noch niemals in New York“ singt, dann singt er von einem Sehnsuchtsgefühl, das Frank Sinatra mit „I want to wake up in a city that doesn’t sleep. New York, New York!“ in wahre Worte fasst. Ach, New York! Der Traum von, ja, wovon eigentlich? Film und Fernsehen haben unser Bild von der Metropole seit jeher entscheidend geprägt: Die Fifth Avenue, schillernd, laut, teuer und nirgendwo ist ein Schaufensterbummel schöner („Frühstück bei Tiffany“). Oder das Empire State Building, die Stadt liegt einem zu Füßen und ist gleichzeitig der charmanteste Treffpunkt für Neo-Liebende, wie man von Tom Hanks und Meg Ryan („Schlaflos in Seattle“) weiß. Derzeit können wir von Manhattan, Brooklyn & Co. nur träumen oder uns dank diverser Serien in den Big Apple beamen.

Sex and the City: Aufbruchstimmung

Es ist kein Wunder, dass die französische Styleexpertin Carine Roitfeld, selbstverständlich mit Wohnsitz New York, auf ihrem Instagram-Account schrieb: „Danke HBO, dass ihr 2021 rettet“ – angefügt mit einem Bild der Serie „Sex and the City“ (1998–2004). Die Produktion über vier New Yorker Frauen und ihre Liebesabenteuer erfährt ja bekanntlich unter dem Titel „And Just Like That“ eine Neuauflage. Die Begeisterung für die Weiterführung mag manche skeptisch stimmen, aber für den von Corona gebeutelten Big Apple ist es ein Jackpot, denn die Stadt hat in den Nullerjahren und auch danach von der Serie profitiert. Nicht nur aus touristischer Sicht, auch das Bild der Stadt als Ort weiblicher Freiheit und Modemetropole wurde durch die Serie nachhaltig gestärkt. Eine dringend nötige Aufbruchsstimmung. Zu sehen auf Sky, zu kaufen auf Amazon.

Pretend It's a City: New York zwischen großer Liebe und Hass

Die 70-jährige Schriftstellerin Fran Lebowitz, die schon für Andy Warhols („Ich mochte ihn nicht und er mochte mich nicht“) Zeitschrift „Interview“ schrieb, kennt die Stadt, ihre Bewohner und ihre Exzesse wie keine andere. Und sie ist eine verbale Scharfschützin, wie sich im Gespräch mit Starregisseur Martin Scorsese zeigt – jeder Schuss ein Treffer: „Ich bin mittlerweile zu alt, um jung zu sterben.“ Ein Pointenfeuerwerk, sieben Folgen lang. Und doch ist es keine knallharte Abrechnung, sondern eine ruppig verpackte, aber mit viel Lebenserfahrung gespickte Liebeserklärung an den Big Apple. Und es zeigt sich wieder einmal, wie sehr New York, wie kaum eine Stadt, Menschen prägen kann. Zu sehen auf Netflix.

The Marvelous Mrs. Maisel: Befreiungsschlag

New York in den 1950ern, pastellbunt in Aufbruchsstimmung, doch das gilt nicht immer für Frauen. Midge Maisel (Rachel Brosnahan) reicht das klassische Familienleben nicht und sie versucht ihr Glück als Comedian. Schillernd-spritzige Serie über die Selbstermächtigung gleich mehrerer Frauen in einer von Männern dominierten Welt. Zu sehen in der Flatrate auf Amazon Prime.

The Morning Show: Aufregung im Medienbusiness

Der Superstar des Frühstücksfernsehens wird wegen sexueller Belästigung gefeuert. Moderatorin Jennifer Aniston bekommt Reese Witherspoon an ihre Seite gesetzt. Das ungleiche Duo steht auf Kriegsfuß, doch die MeToo-Debatte schweißt sie zusammen. Zweite Staffel kommt heuer noch auf Apple TV+.

Mad Men: Die Kunst des Netzwerkens

New York in den 1960er-Jahren. Eine Zeit, in der die Herren, bevorzugt mit Zigarette und Whiskyglas in der Hand, Business machten. „Mad Men“ (2007–2015) handelt von einer Werbeagentur und ihrem Topwerber Don Draper. Eine Serie über Macht, Netzwerke und Frauenjobs in Vorzimmern. Zu sehen auf Amazon Prime.

Gossip Girl: Reich, schön und kompliziert

Die New Yorker High Society mit protzigen Penthäusern und Luxuslimousinen ist der Rahmen der Serie „Gossip Girl“ (2007–2012) über eine Gruppe Jugendlicher einer Elite-Schule auf der Upper East Side. Eine unbekannte Gossip-Whistleblowerin sorgt für permanenten Zündstoff. Blake Lively wurde damit zum Star. HBO plant derzeit ein Remake. Alle sechs Staffeln auf Amazon zu kaufen.

Girls: Das Leben ist ein Chaos

Vielfach als Anti-Sex-and-the-City beschrieben, handelt „Girls“ (2012–2017) von vier Mittzwanzigerinnen, deren Leben mehr chaotisch denn schillernd ist. Lena Dunham spielte nicht nur die Hauptrolle der Hannah Horvath, sondern schrieb und produzierte die Serie auch. Sie wurde zur Stimme einer Generation, die sich kein Blatt vor den Mund nimmt. Zu sehen auf Sky, zu kaufen auf Amazon.