Wer sich vor der Furcht fürchtet, sieht sich keine Horrorfilme an. Ähnlich verhält es sich mit dieser von Til Schweiger produzierten Doku über Sebastian Schweinsteiger: Es braucht dazu Voraussetzungen. Konkret muss man entweder Fußballenthusiast, Bayer oder Pathosjunkie sein, um an diesem Film Freude zu haben. Fällt man in eine dieser Kategorien, hat man mit „Schw31ns7eiger: Memories“ eine unterhaltsame Zeit.
Aber von Beginn an: Erzählt wird von Bastian Schweinsteiger, wahlweise Basti oder Schweini genannt, und seinem Weg vom bayerischen Buben, der sich mit Felix Neureuther auf der Skipiste duelliert, bis zum großen deutschen WM-Helden. Vom Provinzler zur amerikanischen Hautevolee. „Von Anfang bis Legende“ lautet der dazugehörige, bemüht pfiffige Untertitel der Doku. Alles drehe sich um Erinnerungen, sagt Schweinsteiger mehrfach und wer das ähnlich sieht, wird gut bedient: Höhepunkte seiner Fußballkarriere werden gemeinsam mit dem halben FC Bayern rekapituliert, von Uli Hoeneß bis David Alaba, von Oliver Kahn bis Jupp Heynckes. Dazu kommen auch Poldi, Jogi, Miro und viele andere zu Wort. Man erkennt: Die infantile Neigung zu Sportler-Spitznamen ist kein exklusives Privileg der österreichischen Skispringer (Goldi, Krafti etc.).
Leider begnügt sich der Til-Schweiger-Film mit der Oberfläche des Fußball-Business und der Schweinsteiger-Biografie. Weniger über Schweinis Haare und mehr über Schweinsteiger als repräsentatives Phänomen des heutigen Fußballgeschäfts wäre fein gewesen. Reflexion statt Repräsentation. Zeitgeist statt Abstiegsgespenst. Oder liegt die geringe Tiefenwirkung der Doku womöglich am Hauptprotagonisten? "Spiele zu lesen liebe ich tausendmal mehr, als ein Buch zu lesen." Folglich: Wer den Fußball nicht im gleichen Maße liebt, sollte lieber zu einem Buch greifen.