Wie ein Phönix aus der Asche“ – bei allzu überbordenden Serientitel ist ja grundsätzlich Vorsicht geboten. Doch die Geschichte von Turnerin Simone Biles hat das Zeug für die ganz großen Vergleiche. Lang suchen muss man da nicht, es gibt sie alle: Größte Turnerin aller Zeiten, eine Frau, die die Grenzen des Möglichen im Turnsports verschoben hat. Deshalb sind auch gleich fünf Elemente beim Turnen nach ihr benannt. Medaillen sonder Zahl, ihr Promi-Status steht jenem von Taylor Swift zumindest in den USA nichts nach. Sie turnt seit ihrem sechsten Lebensjahr und die Erwartungen an sie türmten sich Jahr für Jahr noch mehr auf. Bei den Olympischen Spielen in Tokyo 2020 war nicht die Frage, ob sie Gold holt, sondern wie viele Medaillen sie holt. „Und irgendwann brennen die Sicherungen durch“, sagt Biles in der zweiteiligen Doku auf Netflix. Die Bilder aus Tokyo waren dramatisch: Man sieht, wie Biles, die sich sonst so sicher durch die Lüfte schraubt, die Kontrolle über ihren Körper verliert – in dem Sport kann das tödlich enden. Die Doku ist nicht nur die persönliche Aufarbeitung des Traumas, sondern ihr Comeback, in Paris ist sie wieder mit dabei. Und doch versteht sich die Produktion aber nicht nur als reine Empowermentserie mit Feel-Good-Unterton und vielleicht einem Happy End, sondern thematisiert auch den Missbrauch durch den Arzt des US-Turnteams, Larry Nasser. Hunderte Mädchen waren betroffen, der US-Turnverband geriet massiv unter Beschuss.

Im Sport, das sind sie nahezu perfekt verdichtet, Siege und Niederlagen, Hochs und Tiefs. Ein Spannungsfeld, das die Streamer zunehmend für sich entdecken: Dokus, Porträts, Biopics und immer öfter auch Live-Berichterstattung. Bei Letzterem stehen Netflix und Co. erst am Anfang. Amazon Prime hat sich zuletzt für vier Jahre die Wimbledon-Übertragung gesichert, Netflix wird rund um Weihnachten zum ersten Mal Football-Spiele live zeigen. Und nicht nur mit der NFL wurden Verträge abgeschlossen, sondern auch mit der Wrestling-Organisation WWE, ab Jänner ist dann unter anderem die Wrestling-Reihe „Raw“ auf Netflix zu sehen.

Gerade der Sport ist eine Domäne, die bislang vor allem dem linearen Fernsehen vorbehalten war. Sportübertragungsrechte sind zwar teuer, aber garantieren bei Sportarten wie Football, Fußball oder auch Wrestling hohe Einschaltquoten. NIcht zu vergessen, mit den Investitionsbudgets der Streamer können nur die wenigsten TV-Sender mithalten.

Während aber Livesport auf eine bestimmte Zielgruppe fokussiert, ermöglichen Dokus und Biopics eine breitere Einflugschneise. Mit der vierteiligen Dokuserie „Beckham“ hat zuletzt Netflix den Vogel abgeschossen. Das mag natürlich unter anderem auch an der Mitwirkung von Ehefrau Victoria Beckham gelegen haben, aber die Produktion wurde letzte Woche für insgesamt gleich fünf Emmys nominiert, darunter in der Kategorie „Beste Dokumentation“. Ihre Fans hat auch die Dokureihe über die „Tour de France“, die regelmäßig die Eliteteams begleitet.

In der Olympiawoche gibt es heute auch im ORF eine Sportdoku „Venus & Serena“ (20.15 Uhr, ORF 1) zeigt den Aufstieg der beiden Schwestern von einfachen Verhältnissen in den Tennisolymp.

Begeistert nicht nur Fans: Dokureihe „Tour de France“
Begeistert nicht nur Fans: Dokureihe „Tour de France“ © Netflix
Serena und Venus Williams 1991 in München
Serena und Venus Williams 1991 in München © ORF
Oben: Serena und Venus Williams. Die Dokureihe „Beckham“ ist für fünf Emmys nominiert
Oben: Serena und Venus Williams. Die Dokureihe „Beckham“ ist für fünf Emmys nominiert © Netflix