„Low Risk“, also wenig Gefahr, ist ja nur was für Anfänger. Wenn man richtig viel verdienen und noch ein bisschen was erleben will, dann lässt man sich in der Kategorie „High Risk“ einstufen. „HiHi“, schreibt dann auch die Person beim Auswahlverfahren auf den Bildschirm. Irgendwie ja auch nett. So wie das fabelhafte Haus in bester New Yorker Lage, der üppige Weinkeller und der fette Range Rover in der Garage. Dieser schöne Schein ist natürlich nur die nötige Oberflächenpolitur, die man so braucht, wenn man für eine Agentur arbeitet, die weder Kindermädchen noch Hundesitter, sondern Auftragskiller beschäftigt. Und weil ein Ehepaar offenbar weniger Aufmerksamkeit erregt als ein hochtrainierter James-Bond-Verschnitt, ziehen John Smith (Donald Glover) und Jane Smith (Maya Erskine) in die Superbobohütte ein. Am Papier verheiratet, in der Realität zwei Fremde und überhaupt trennt man in diesem Job Privates und Berufliches, verspricht man sich gegenseitig. Was natürlich total lächerlich ist.
2005 ist die Actionkomödie „Mr. und Mrs. Smith“ in die Kinos gekommen und hat aus Angelina Jolie und Brad Pitt „Brangelina“ gemacht. Der Rest ist Geschichte, wie auch ihre Ehe, aber der Film ist nach wie vor ein Klassiker: Zwei Auftragskiller, miteinander verheiratet und beide haben von der Profession des anderen keine Ahnung – bis sie sich gegenseitig ins Visier nehmen müssen. Die Serie knüpft demnach in vielen Fällen nur lose am Film an, der in Sachen Perfektion hochskaliert wurde: Zwei schöne Profikiller, die ihre Aufträge am Punkt ausführen, makellos und präzise bis hin zum Tango.
Jane und John Smith aus der Serie sind das alles nicht, bisweilen hat man den Eindruck, dass es mit den Auftragskillerfähigkeiten nicht immer ganz so weit her ist. Fast so, als wären zwei da wo hineingeraten, wo sie nicht hingehören. Und genau das ist auch der Witz an der Serie: Man weiß nie so genau, ob zwei Dilettanten jetzt gerade Glück hatten oder es doch Profi-Handwerk mit Unterstatement, aber schludrig in der Ausführung ist. Einmal ganz abgesehen davon, dass die beiden den „Sex-Pakt“ bei der erstbesten Gelegenheit über Bord werfen. Daraus ergibt sich eine doch originelle Mischung: Zwei Auftragskiller, die auch gleich ihren Beziehungsstatus während der „Arbeit“ ausloten. Das ist schräg, turbulent und witzig, aber hat auch seine Längen, denn obwohl Donald Glover und Maya Erskine ihre Charaktere mit Ecken, Kanten und Macken gut ausleuchten, fehlt der Serie der nötige Pfiff, der das Projekt leichtfüßig zum Abheben bringt. Was uns zur ursprünglichen Paarung bringt, die das vermutlich hätte einlösen können: Glover („Atlanta“) wollte die Serie zunächst mit Phoebe Waller-Bridge („Fleabag“) umsetzen, aber da hat es schon im Vorfeld gekracht. Schade, das wäre es wohl gewesen.
„Mr. und Mrs. Smith“ ist auf Amazon Prime zu sehen.
Bewertung: ●●●○○