Es war absehbar, dass sich die drei den Kuchen aufteilen würden: „Succession“ (HBO/Sky), „The Bear“ (Disney+) und „Beef“ (Netflix) haben die diesjährigen Emmy Awards dominiert. Die dysfunktionale Familie rund um ein Medienimperium; die Ängste, Sorgen und Stressattacken eines Spitzenkochs und seines Teams sowie die totale Eskalation zweier Kontrahenten nach einem Fast-Autounfall. Für die bissige Satire „Succession“ war die 75. Emmyverleihung auch das Ende des Preisregens, der über sie niederging: Die Serie endete im Vorjahr mit Staffel vier, sechs weitere Emmys haben sich ihre Macher am Montagabend noch gesichert, in den wichtigsten Kategorien, versteht sich. Zufall ist das keiner, die Serie hat von Beginn an für Furore gesorgt: Im Zentrum der Familie steht der Patriarch und CEO eines Medienimperiums, dessen vier Kinder um die Nachfolge, seine Anerkennung und, meist besonders tragisch und erfolglos, um seine Liebe buhlen.
Es ist eine Orgie des Hacklschmeißens, Lügens, Betrügens, ein Schmieden von Allianzen, ein beinhartes Ausloten von Interessen mit hoher Opferzahl, und das alles inmitten einer Hochglanzkulisse – gebaut aus dem Standardrepertoire der Superreichen. Geprotzt wird damit nicht: Die Privatjets, die Armada an Range-Rover-SUVs, die Penthäuser in New York, all das versteht sich von selbst. Ökonomische Zwänge gibt es hier nicht, außer, man rechnet die hektische Suche nach ein paar Milliarden Dollar für die Übernahme eines Konkurrenzmediums dazu. Selbst die Kleidung der Protagonisten – Anzüge, Businesskostüme, Kaschmirpullover, Paisley-Schals – im Grunde todlangweilig, aber sündteuer, fanden in der Modewelt ihren Nachhall: „Quiet Luxury“ lautet der Begriff.
Alles piekfein, bis auf die Moral, denn das Motto ist ein Klassiker im CEO-Manual: Wer nicht am Tisch sitzt, der steht auf der Speisekarte. Aber „Succession“ ist mehr als nur eine auf die Spitze getriebene „Eat-the-Rich“-Satire wie etwa „Saltburn“ (Amazon Prime) oder eine Steilvorlage für den Klassenkampf, sondern auch eine reale Zustandsbeschreibung: Verschachtelte Firmenkonstrukte, Jonglieren mit Milliarden, das genüssliche Zelebrieren des schönen Scheins und Privatjets statt Öffis. Erinnert doch alles ein bisschen an René Benko und die Causa Signa.