Natürlich stolpert er nicht tollpatschig und ein bissl herzig in ihr Leben, sondern er rennt um seines, als ein paar wild gewordene Jugendliche in Belfast hinter ihm her sind. Gerade noch schafft er es über einen Mauersims in einen Hinterhof, dort bahnt sich ebenfalls ein Drama an: Janet (Roisin Gallagher) will ihrem Leben in Ende setzen. Geht halt nur nicht, weil der TV-Moderator Seamus O’Hannigan (Johnny Flynn) gerade mit voller Wucht in ihr Leben gekracht ist. Der eloquente, immer am Anschlag zur Überheblichkeit agierende TV-Moderator und die Supermarktangestellte. Ein Plot, der verdammt schief gehen könnte und im besten Fall in einem bemühten Ausleuchten des Aufeinanderkrachens unterschiedlicher Milieus enden kann. Gut, davon sind wir bei „The Lovers“ ziemlich weit entfernt, wie auch von einer klassischen RomCom, die man natürlich auch daraus zimmern könnte – tut man aber nicht. Denn die sechsteilige Dramedy ist eine mit viel Zynismus, Grantigkeit und entwaffnender Ehrlichkeit gespickte Serie, die einen fabelhaften Eiertanz um die Liebe aufführt. Denn eines ist schon in der ersten Minute klar: Da haben sich zumindest theoretisch zwei gefunden.
Aber natürlich schaufelt man dann gewaltig viel Zeug über das zarte Pflänzchen, um sich nur ja nicht auf die Möglichkeit einzulassen, dass es dann doch noch was werden könnte. Was hier zusätzlich wirkt: Die Zentrifugalkräfte dieses Liebesreigens rütteln gewaltig an den verbarrikadierten Emotionshaushalten. Vor allem Roisin Gallagher spielt hier als von der Liebe enttäuschte Singlefrau ganz groß auf. Auch als wenig charmantes Korrektiv für den TV-Moderator aus London, der übrigens auch noch mit einer fabelhaft aussehenden Schauspielerin liiert ist.
Und natürlich sind da auch noch die beiden Milieus, die die Serie quasi im Vorbeigehen noch mitnimmt. Die abgebrühte Medienbranche, die um sich selbst kreist und die Supermarkt-Crew, die Janet trotz ihrer permanenten Krisenstimmung die Stange hält. Dass auch noch der Nordirlandkonflikt in dieser schrägen Mischung vorkommt, sorgt dafür, dass man trotz latenter Bummelwitzigkeit bis fast zum Schluss nicht die Bodenhaftung verliert. Und wieder einmal zeigt sich: Liebe ist verdammt harte Arbeit.
Bewertung: ★ ★ ★ ★ ☆ (4/5)