Man möchte meinen, das musikalische Talent sei ihm in die Wiege gelegt worden. Dabei war das wohl eher Liebe auf den zweiten Blick. Im Alter von drei Jahren bekam Oskar Haag, Sohn einer Kostüm- und Maskenbildnerin und von Musiker Oliver Welter (Naked Lunch), ein Schlagzeug geschenkt. Nach wenigen Tagen war es „kaputtgedroschen“, wie Haag jüngst im Interview mit der Kleinen Zeitung erzählte. Danach war da lange wenig mit Musik. Als er aber 2019 eine Gitarre geschenkt bekam und Songs zu schreiben begann, war das Initialzündung für eine Karriere im Eiltempo, die in Summe mehr nach Traum als Realität klingt.
"In erster Linie will ich berühren"
Fritz Ostermayer setzte Haags im Lockdwon entstandenen Song „Stargazing“ vor knapp zwei Jahren in der FM4-Kultsendung „Im Sumpf“ auf die Playlist. Wenige Wochen danach spielte der damals 15-Jährige vor 500 Besuchern beim „Popfest Wien“ in der Karlskirche, erhielt Standing Ovations für seinen melancholischen Indie-Sound und schaffte es an die Spitze der FM4-Charts. Die Superlative wurden mehr. Als „größte Pop-Hoffnung des Landes“ oder „Wunderkind“ wurde er bald bezeichnet. „In erster Linie will ich Leute berühren. Musik ist das, was mir am meisten Freude bereitet auf der Welt“, sagt Haag, dessen Debütalbum „Teenage Lullabies“ („Wiegenlieder für Jugendliche“) erst vor wenigen Wochen erschien – und gefeiert wird.
Für den 17-Jährigen, der mittleweile die Schule abgebrochen hat und von Klagenfurt nach Wien übersiedelt ist, offenbar keine Überraschung: „Ich habe Gott sei Dank genau so viel Selbstvertrauen, dass es an der Grenze zur Arroganz ist“, sagt der junge Mann mit dem wallenden Lockenhaar, den Schlabberhosen und den lackierten Fingernägeln. Er singt über Liebe, Frühlingserwachen, aber auch das Entfliehen, die Erschöpfung der Jungen. Auch als Schauspieler (derzeit in der Shakespeare-Inszenierung „Wie es euch gefällt“ im Wiener Burgtheater) steht Haag auf der Bühne. So jung wie er war noch kein Künstler, der den FM4-Award beim österreichischen Musikpreis Amadeus gewann. Haag setzte sich beim Voting der Radiohörer und -hörerinnen in der Endrunde gegen fünf Konkurrenten durch. Vergeben werden die Amadeus Awards heuer am 28. April im Wiener Volkstheater in insgesamt 14 Kategorien. Für Haag wird es nicht die letzte Auszeichnung sein.