Bringen wir es gleich hinter uns. Ja, Paul Pfleger ist der Sohn von Ewald Pfleger, seines Zeichens Mastermind von Opus, die unlängst ihre Karriere beendet haben. Mit einem bunten musikalischen Lebenslauf kann auch Paul Pfleger aufwarten. Mit Stereoface huldigte er dem Brit-Pop, mit Polkov wälzte er sich in staubigen American-Hymen. Und jetzt das Solo-Album „Domestic Monastic“, mit dem Pfleger wieder eine ganz andere Richtung einschlägt.
Oder doch nicht ganz. Denn bereits der erste Track, „You got me“, beweist, dass etwa die Liebe zu den Beatles ewig währt. Paul Pfleger ist nach wie vor dem starken Song verpflichtet, geändert hat sich seine Arbeitsweise. „Domestic Monastic“ ist eine nerdige, verspielte, aber nie allzu verkopfte Oneman-Show. Aufgenommen in Papas Studio, Home-Recording im wahrsten Sinn also, hat sich Paul Pfleger produktionstechnisch tief ins analoge Zeitalter zurückgebeamt, mit tiefenentspanntem Gegenwartspop ist er von dieser spannenden Reise zurückgekehrt. Dass diese Musik nicht nur auf Streaming-Kanälen verfügbar ist, sondern auch auf Kassette, passt zum – nicht aufgesetzten – Retrocharakter des Werks.
„Domestic Monastic“ ist ein wunderbarer Gegenpol zum gegenwärtigen Speed of Life. Verschlafen, aber dennoch aufgeweckt. Melodienselig mit einem gehörigen Schuss Psychedelic-Flow. Aus der Zeit gefallen, aber dennoch auf der Höhe der Zeit.